Boswellia sacra – Weihrauch aus Oman und Jemen

Der Weihrauch aus dem Oman gilt als reinster Weihrauch der Welt und ist unter allen Weihrauchsorten am beliebtesten (und am teuersten, abgesehen von den Raritäten). Wenn das Wort Oman-Weihrauch fällt, dann nicht, ohne die besondere Region im Oman zu erwähnen, in der die Bäume wachsen: das Gebiet Dhofar. Dhofar ist ein Verwaltungsgebiet im Sultanat Oman und ein Hochplateau mit mehreren Gebirgen. Das Gebiet beginnt bei 0 Höhenmeter in der Küste und endet bei fast 2000 Höhenmetern. Es ist eine faszinierende Region und geografisch, klimatisch und topografisch prädestiniert für die unterschiedlichsten Qualitäten und Färbungen des Weihrauchs. 

Es gibt in Dhofar verschiedene Erntegebiete, doch die beste oder auch reinste Qualität (Hojari, Al-Hojari, Hugari) stammt aus den höheren Lagen des Gebirges.

Das Dhofar Gebirge und damit auch der Weihrauch aus dem Oman ist deswegen so besonders, da er sehr rein ist und die Bäume dort sehr viele verschiedene Qualitäten und Färbungen geben. Diese unterschiedlichen Färbungen finden wir zwar auch bei vielen anderen Weihrauchbäumen aus anderen Ländern, aber nicht so intensiv wie beim Boswellia sacra. Grundsätzlich gibt jeder Boswellia sacra Baum, unabhängig von seinem Ernteort, verschiedene Färbungen ab, doch die höheren und beliebten Grade, wie der grünliche "Royal Hojari" sind öfter bei der Ernte jener Bäume zu finden, die in höheren Lagen wachsen und somit so gut wie keinen Regen (Khareef) abbekommen. 

Wie Somalia kann auch der Oman als Weihrauchland bezeichnet werden. Die Omani hören den Vergleich mit Somalia aber überhaupt nicht gern, denn zwischen den Ländern gibt es einen politischen Weihrauchkrieg, und es ist offiziell verboten, Weihrauch aus Somalia in den Oman zu importieren, wobei natürlich trotzdem auch Somalia-Weihrauch im Oman landet. Dennoch: Er gilt für die Omanis als unrein! Was beide Länder verbindet, ist der jahrtausendealte Handel mit Weihrauch. 

Die Färbungen des Oman-Weihrauchs

Zwar findet man bei fast allen Boswellia-Arten (z.b Boswellia serrata, Boswellia carterii, etc.) verschiedene Färbungen, doch nicht so häufig und intensiv wie beim Boswellia sacra: Sie reichen von grünlich, weißlich bis hin zu honigfarben, rötlich und bräunlich. Manchmal findet man sogar türkis- und rosafarbene Tränen. Grundsätzlich finden wir diese Färbungen in allen Gebirgen und Höhen des Dhofar-Gebirges, sogar teilweise in der Küstenregion, doch die "beste" Qualität des omanischen Weihrauchs ist der Hojari Weihrauch. 

Diese höchste Qualität findet man in den höchsten Ebenen Dhofars, rund um das Gebirge Jabal Samhan. Die verschiedenen Weihrauchqualitäten und Färbungen aus diesem Gebiet wird immer Hojari genannt.

Da haben wir zum Beispiel den grünlich, transparent-schimmernd „Royal Hojari“ ein. Diese Sorte ist selten, da er nur 3 % bis 5 % der gesamten Ernte ausmacht. Noch seltener ist der türkisfarbene Oman-Weihrauch, oft Sultan Edition genannt, der je nach Jahr nur 0,5 % der Ernte ausmacht. 

Aber auch den anderen Qualitäten dieser besonderen Ernteregion sollte man seine Aufmerksamkeit schenken: Es gibt auch einen weisslich-gelblichen Weihrauch, den „Superior Hojari“. Er wird auch „Fusoos“ (= Perle, oft allgemein für Oman-Weihrauch verwendet) oder „Silberweihrauch“ bezeichnet.

Dann gibt es den amberfarbenen, rötlichen Oman-Weihrauch, "Red oder Amber Hojari“ genannt.

Dies sind nun aber alles die Qualitätsbeschreibungen der allgemeinen Hojari-Qualität aus den höheren Lagen von Dhofar. Es gibt auch die Qualitätsstufe Najdi, in den mittleren Höhenlagen anzufinden. Auch dort gibt es weißen und amberfarbenen Weihrauch, teilweise auch grünlichen, aber die Qualitätsstufe Najdi gilt als "zweite Wahl". Eine weitere Qualität ist Shazri, dort findet man eher rötlichen oder allgemein dunkleres Harz, da wir da geografisch schon Richtung Tal wandern. Und in der Küstengegend finden wir die vierte Qualitätsstufe des omanischen Weihrauchs "Shaibi". 

Das alles klingt sehr verwirrend. Beiläufig sei erwähnt, dass es noch weitere Qualitäten gibt, Shequof, Salhi, Haski. Aber aus diesen Regionen/Qualitäten kommt selten Weihrauch bei uns an, da der meiste Weihrauch, der aus dem Oman exportiert wird, der höheren Qualität Hojari oder Najdi ist. Manchmal findet man aber auch den von den Omanis "minderwertigeren" Shazri Weihrauch. 

Oman Weihrauch

Aussehen:
Die beste Qualität des Oman-Weihrauchs sind die großen Tränen, die sich bei der Verletzung der Rinde des Weihrauchbaums Boswellia sacra sehr gut und zahlreich bilden. Die Tränen sind teilweise zwischen 3 cm bis 5 cm groß, meist zwischen 1 cm bis 3 cm oder unter 1 cm. Die beste Qualität ist der Hojari Weihrauch. 

Erntegebiete:
Überwiegend die Dhofar Region

Der Duft:
Obwohl alle Oman-Qualitäten einen gleichen Grundduft haben, gibt es in jeder Qualität eine andere „Duftfärbung“. Grundsätzlich riecht der Oman-Weihrauch sehr besonders nach Amber und Kiefer, aber auch süßlich nach Vanille mit intensiver Zitrus- und Orangenote. Der grünliche Oman-Weihrauch duftet leicht bis manchmal auch schwerer nach Eukalyptus und Minze und hat etwas sehr Frisches. Der weißliche Weihrauch hat weniger von der Eukalyptus- und Minznote und duftet mehr nach Zitrone. Der rötliche Weihrauch hat eine sehr intensive fruchtige Note, der bräunliche ist noch fruchtiger und würziger.

Wirkung beim Räuchern:
Der grüne Weihrauch wirkt stärker auf der mentalen und spirituellen Ebene, er öffnet den Geist und die Seele. Der weiße und der gelbe Weihrauch wirken ebenfalls klärend und erhebend, noch mehr aber auf der körperlichen Ebene. Der rötliche wirkt sehr stark auf der Gefühlsebene und im „Bauch“. Der bräunliche Oman-Weihrauch wirkt erdend und anregend. Man kann sagen: Je dunkler der Farbton, also rötlich-bräunlich, desto mehr wirkt der Weihrauch energetisch auf der Körper- und der Gefühlsebene.

Weitere Verwendung:
Der Weihrauch Boswellia sacra wird von vielen Omani in Wasser gelegt und das Weihrauchwasser am nächsten Tag getrunken. Doch natürlich wird Weihrauch auch verräuchert, und zwar jeden Tag.

Das Verräuchern von Räuchermitteln ist im Oman sehr verbreitet, nicht ohne Grund gibt es Tausende von Familien, die ihre verschiedenen Räuchermischungen (Bokhur) herstellen. Doch Weihrauch ist und bleibt das beliebteste Räuchermittel. Nicht nur um die bösen Geister zu vertreiben, sondern auch um sich selbst und die Kleidung zu „beduften“. Man sagt, dass Körpergeruch böse Geister anzieht und es deswegen wichtig sei, sich mit Weihrauch zu parfümieren.