Geschichte des Weihrauchs und die Weihrauchstraße
Die Geschichte von Weihrauch ist so faszinierend, schließlich gehört Weihrauch zu den ältesten Handelsgütern überhaupt und in zahlreichen Überlieferungen, Gemälden, Statuen und auch Mythen wird auf das heilige Harz der Götter hingewiesen.
Überall in der Welt fand man in alten Ausgrabungen Gefäße, die auf das Räuchern von Weihrauch hindeuten, in manchen Regionen dieser Erde, wie auf der arabischen Halbinsel, finden wir sogar etliche Ausgrabungsstätten. Dies ist kein Wunder, da der Weihrauchhandel dort vermutlich begonnen hat. In manchen Ausgrabungsstätten fand man Schriften, die teilweise auf das Jahr 500 vor Christus datiert werden konnten. Andere Gemälde oder Gefäße deuten darauf hin, dass der Handel mit Weihrauch schon vor 5000 Jahren begann.
Das sicherlich bedeutendste Ereignis, in dem Weihrauch erwähnt wird, ist die Geschichte der heiligen drei Könige/Weise, die dem Christuskind Weihrauch, Myrrhe und Gold als Opfergabe brachten. Doch auch in anderen Stellen in der Bibel taucht das hebräische Wort für Weihrauch, zum Beispiel in Exodus 34. Dort liest man, dass Gott persönlich Moses eine Rezeptur gab, mit verschiedenen Pflanzen und Harzen, um Gott über den Rauch als Opfergabe anzubeten. In anderen Traditionen und heiligen Schriften wird ebenfalls Weihrauch erwähnt. Bereits die alten Griechen, Römer, Perser, Israeliten, Ägypter und viele andere Kulturen benutzten Weihrauch und an ihren Schriften und Überlieferungen können wir erkennen, welch großen Stellenwert Weihrauch schon immer hatte. Kaiser Nero soll angeblich bei der Beerdigung seiner Frau unglaubliche Mengen an Weihrauch verbrannt haben. Und die Babylonier hatten angeblich hunderte Tonnen des Weihrauchs aus Arabien jedes Jahr verbrannt, um ihren oberstem Gott Marduk eine Opfergabe zu bringen.
Das Räuchern von Weihrauch diente aber nicht nur religiösen Zwecken, wenn auch der Ursprung der Tradition sicher religiöser Natur ist. Weihrauch fand bald schon Einzug in viele Familien und Traditionen und wurde zu den verschiedensten Anlässen genutzt.
Auch die medizinische Anwendung finden wir in teilweise jahrtausendalten Texten, auch in der Mumifizierung spielte Weihrauch einen großen Stellenwert, nicht nur als Opfergabe für die Reise. Und das Räuchern mit Weihrauch galt lange Zeit als natürliches Desinfektionsmittel, als es noch keine Chemieunternehmen gab und die Entwicklung des Periodensystems noch hunderte Jahre in der Zukunft lag. Auch wurde Weihrauch bei der Verbrennung von Leichen genutzt, um die Gerüche zu überdecken. Zumindest liest man das in alten Schriften aus dem römischen Reich.
Lasst uns mal einen Blick auf die Handelsbeziehungen werfen und auf die erste Handelsroute der Welt:
Die Weihrauchstraße
Die Verbreitung des Weihrauchs wäre niemals möglich gewesen ohne die Weihrauchstraße, die vor über 3000 Jahren entstand und vom Oman über den Jemen entlang des Roten Meeres bis nach Ägypten und ans Mittelmeer führte. Heute ist von der sagenumwobenen Weihrauchstraße nicht mehr viel übrig als Sand und Ruinen, doch damals gehörte sie zu den wichtigsten Handelsrouten der Welt.
Natürlich ist es nicht einfach genaue Zeitangaben über den Handel mit Weihrauch zu machen, aber es gibt zahlreiche Anhaltspunkte. Überliefert ist, dass die Ägypter und vor allem Königin Hatschepsut, die im Jahre 1479-1458 v. Chr regierte, verrückt nach Weihrauch waren. Im Tempel der Könige in Luxor findet man heute noch eine Zeichnung über ein Schiff voll beladen mit Weihrauch. Auch König Salomo, der 990-930 v. Chr. lebte, soll eine Schiffsladung Weihrauch als Geschenk von König Saba, einer biblischen Gestalt, die laut Forschern evtl. die Königin Äthiopiens gewesen sein könnte, erhalten haben.
Auch in Asien finden wir alte Schriften, die darauf hindeuten, dass bereits 3000 Jahre v. Chr das heilige Harz seinen Weg vom nahen Osten nach Indien und China fand. Manche Forscher vermuten, dass der Handel aber sogar noch ein wenig früher stattgefunden hat.
Noch lange bevor es die berühmte Seidenstraße gab, die China mit dem Mittelmeer verband, gab es ein wahres Netzwerk an Verbindungen, um Weihrauch in die entferntesten Länder dieser Erde zu bringen. Vor dem Transport mit Schiffen waren es Kamele, die als Lastentiere den Weihrauch von Arabien aus bis zum Mittelmeer transportierten. Es gibt Historiker, die die Hauptstadt Schabwat des ehemaligen Reiches Hadramaut (heute Jemen) als zentrale Sammelstelle des Weihrauchs betrachten, andere sprechen vom Hafen Samharam der Stadt Moscha (Jemen), wieder andere von der heutigen Stadt Mirbat (Oman). Auch das uralte Mesopotamien (das heutige Irak) taucht immer wieder in alten Schriften als Handelsplatz für die zahlreichsten Güter dieser Erde auf, unter anderem auch für Weihrauch.
Ganz egal welcher Forscher „Recht“ hat, der Weihrauch fand aus Arabien, und weniger später aus dem Land des Punt (Horn von Afrika) seinen Weg in alle Himmelsrichtungen, per Kamelle, per Boote, in jedes Land dieser Erde. Der Handel mit Weihrauch verband Königreiche und Länder, die sich vorher nicht einmal kannten.
Das Gerücht das Weihrauch mit Gold aufgewogen wurde
Der Handel mit Weihrauch war ein lukratives Geschäft, an dem viele Menschen teilhaben wollten. Und so ist es auch kein Wunder, dass Weihrauch früher mit Gold aufgewogen worden sein soll. Ob dies wahr ist, sei dahingestellt, doch wenn man den damaligen hohen Preis des Weihrauchs addiert mit dem Gewinn der Karawanenhändler, mit dem Bestechungsgeld für die Zöllner, die die Tore nur gegen eine Abgabe öffneten, mit den Kosten für die Packerei, den Transport und den Unterhalt, mit den Steuern und mit den Gewinnen der Groß- und Unterhändler, dann hatte der Weihrauch sicherlich den zigfachen Preis von heute.
Und so verwundert es auch nicht, dass Arabien damals als „glückliches Arabien“ bezeichnet wurde und es sich viele Weihrauchkunden als ein unsagbar reiches Schlaraffenland vorstellten.
Ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass Weihrauch eine kulturelle Brücke zwischen den einzelnen Ländern war, eine rituelle Gemeinsamkeit, die auch verfeindete Länder miteinander verband. Die Weihrauchstraße war nicht nur als Handelsverbindung wichtig: Über den Handelsweg fand auch ein Austausch von Schrift und Sprache statt, technische Entwicklungen wurden geteilt und der Transport mit Frachtschiffen vorangetrieben. Heutzutage sind jährlich Millionen von Containern auf Schiffen unterwegs und niemand denkt mehr an die Weihrauchstraße. Weihrauch kann dank unserer modernen Transportmöglichkeiten in wenigen Tagen bis Wochen an jedes noch so weit entfernte Fleckchen Erde gebracht werden. Doch ich finde, man sollte nie aufhören, über vergangene Zeiten zu staunen, als es noch ein gefährliches, teures und zeitintensives Unterfangen war, das kostbare und duftende Harz in die Welt zu bringen.