Weihrauch als Medizin

Unser Fokus in der Räucherwelt ist das Räuchern von Weihrauch und die Wirkung auf Geist und Seele. Doch seit einigen Jahren steht das Weihrauchharz wegen einem ganz anderen Thema im Vordergrund: 

Seiner entzündungshemmenden Wirkung

Deshalb möchte ich dir die gesundheitlichen Wirkungen des Weihrauchs und der Boswelliasäuren genauer erklären.

 

Traditionelle Behandlungen mit Weihrauch

Bitte beachte, dass die meisten der jahrtausendealten traditionellen Anwendungen von Weihrauch in den verschiedenen Herkunftsländern nicht medizinisch erforscht sind!

Obwohl Weihrauchbäume überwiegend in einigen afrikanischen Ländern, in Arabien und Indien vorkommen, ist Weihrauch weltweit als Heilmittel bekannt und wird bei verschiedensten Beschwerden verwendet.
Die Wirkung des Weihrauchs wird erst seit wenigen Jahren genauer erforscht, doch man weiß, wie positiv sich die Einnahme von Weihrauch auf unsere Gesundheit auswirken kann. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass Weihrauch als Heilmittel bei uns wiederentdeckt wird. Schon im Mittelalter wurde Weihrauch hierzulande als heilender Balsam genutzt, und viele Heilkundige, wie zum Beispiel Hildegard von Bingen, haben Weihrauch als Medizin empfohlen. Angeblich hatte bis ins 19. Jahrhundert jede Apotheke immer Weihrauch vorrätig.
Weihrauch wurde in Krankenhäusern verräuchert oder auch am Totenbett, da bekannt war, dass der Rauch desinfizierend wirkt und dadurch Infektionen verhindert werden können. Doch wie viele andere pflanzliche Heilmittel, wurde auch der Weihrauch in den meisten Ländern durch die moderne Medizin verdrängt.

In der ayurvedischen und der traditionellen chinesischen Medizin wird Weihrauch seit Jahrtausenden äußerlich zur Behandlung von Wunden und bei Gelenkproblemen verwendet. Durch die Einnahme von Weihrauch soll der Körper insgesamt gestärkt werden. Auch seine entzündungshemmende Wirkung ist seit Langem bekannt. China ist übrigens einer der größten Importeure von Weihrauch.

Der Weihrauchbaum gilt seit jeher als Kraftspender. Der Baum mit all seinen Bestandteilen – das Harz, die Blätter, der Samen, die Rinde und die Wurzel, die ein wahrer Durstlöscher ist –, war dem Menschen schon immer ein wertvoller Freund und Heiler. In den arabischen Ländern, wie im Oman, wird Weihrauch zur Mundpflege genutzt.

Im Oman ist es üblich, die höheren Qualitäten, etwa den grünlichen und den weißlich-gelben Hojari-Weihrauch (Boswellia sacra), über Nacht in Wasser einzulegen und das Weihrauchwasser tagsüber zu trinken, vor allem bei Halsentzündungen, Husten und Erkältungen. Neueste Analysen zeigen aber, dass der rötliche oder amberfarbene Hojari-Weihrauch unter den Sacra Sorten den höchsten Gehalt an Boswelliasäuren hat: "welcher Weihrauch hat die meisten Boswelliasäuren"

Dass Weihrauch sehr wirkungsvoll bei Verletzungen der Mundhöhle ist, habe ich selbst schon oft ausprobieren können, denn ich neige dazu, sehr heiß zu essen und dabei habe mich schon oft verbrannt. Einfach etwas Weihrauchtinktur auf die Wunde im Mund geben oder Weihrauch kauen, und es dauert nicht lange, bis die Brandwunde abheilt.
In vielen Ländern wird Weihrauch für einen frischen Atem gekaut. Es heißt aber auch, dass das Kauen von Weihrauch besonders intelligent macht. Diese Meinung ist im Islam weit verbreitet.

Manche arabische Frauen nehmen Weihrauch zu sich, um dadurch die Intelligenz der ungeborenen Babys, ihre emotionale Stabilität und spirituelle Klarheit zu fördern.

Andere nutzen den Weihrauch als (sexuelles) Stärkungsmittel. Zum Thema Sexualität und Geburt gibt es übrigens eine erheiternde Geschichte: Die arabischen und somalischen Weihrauchsorten Sacra, Carterii und Frereana finden bei Impotenz und Unfruchtbarkeit der Männer ihre Anwendung. Besonders die großen Weihrauchstücke, die wie ein Hoden mit Penis aussehen oder wie eine Vulva, galten lange als Aphrodisiaka für Mann und Frau und wurden sehr teuer verkauft. Es gibt die ulkigsten Weihrauchformen. Die Ähnlichkeit zu den menschlichen Geschlechtsorganen ist bei diesen Harzen verblüffend. Doch auch Figuren oder Herzformen sind manchmal zu finden.

So mancher Glaube an eine bestimmte Wirkung von Weihrauch ist sicherlich etwas übertrieben, doch man darf nicht vergessen, dass in den Herkunftsländern der Aberglaube viel tiefer in der Kultur verankert ist. So habe ich schon öfter gehört, dass man in Burkina Faso verwirrten und betrunkenen Menschen einen Sud aus den Blättern des Boswellia dalzielii gibt, um Dämonen auszutreiben.

Angeblich glauben manche Muslime, dass der Boswellia-sacra-Baum einen Dämon beherbergt, weil sein Harz so vielen verschiedenen Färbungen hat. 

 

Die heilende Wirkung von Weihrauch

„Krebsheilend“, „massiver Rückgang von MS-Schüben“, „Blasentumor verschwunden“, „Knochenschwund geheilt“ – in den letzten Jahren wurden immer wieder Berichte über die wundersame Wirkung von Weihrauch veröffentlicht. Was in den Ländern, in denen die Weihrauchbäume wachsen, längst bekannt ist und seit Jahrtausenden in der chinesischen, afrikanischen und indischen Medizin Anwendung findet, hält langsam auch Einzug in die westliche Welt. Man besinnt sich wieder auf das alte Wissen aus der Zeit, als es nur die Pflanzenheilkunde gab und Weihrauch zur Behandlung von Krankheiten genutzt wurde.
Ja, Weihrauch ist wirklich ein medizinisches Wunder, doch bevor wir wirklich wissen können, wie welche Stoffe im Weihrauch wirken, braucht es noch einige Jahre an Forschung, so ernüchternd das auch klingen mag. Doch es gibt bereits mehrere spektakuläre Forschungsergebnisse, etwa zur entzündungshemmenden Wirkung des Weihrauchs. Er ist also so etwas wie ein pflanzliches Cortison, allerdings ohne Nebenwirkungen. Fast alle Studien über die medizinische Wirkung erforschen die im Weihrauch enthaltenen Boswelliasäuren.

Boswelliasäuren

Zunächst müssen wir uns das Harz des Weihrauchbaums genauer anschauen. Weihrauch besteht überwiegend aus Gummen, Harzen, ätherischen und flüchtigen Ölen. Im Harz befinden sich, neben anderen Molekülen und Stoffen, die berühmten Boswelliasäuren, die zu den Terpenen gehören, die auch in Tausenden anderen Pflanzen enthalten sind. Die Boswelliasäuren machen 1 % bis 36 % des Harzanteils aus. Folgende Boswelliasäuren gibt es: β-Boswelliasäure (β-BA), Acetyl β-Boswelliasäure (β-ABA), α-Boswelliasäure (α-BA), Acetyl-α-Boswelliasäure (α-ABA), acetyl-11-keto-ß-Boswelliasäure (AKBA), 11-keto- β-Boswelliasäure (KBA), sowie die Lupeolsäure (LA), als auch die Acetyl-Lupeolsäure (ALA).
Boswelliasäuren haben ein breites Wirkspektrum. Bekannt und Gegenstand vieler Untersuchungen ist die Fähigkeit der Boswelliasäuren, auf das Enzym 5-Lipoxygenase einzuwirken, die aus Arachidonsäure Leukotriene bildet. Leukotriene sind hochwirksame biologische Substanzen, die an entzündlichen und allergischen Prozessen im Körper beteiligt sind. Neuere Forschungen zeigen, dass besonders die im Weihrauch Acetyl-Boswelliasäuren, wie AKBA, β-ABA,α-ABA und ALA für diese Hemmung zuständig sind. Deshalb können Boswelliasäuren zu Recht als entzündungshemmend und antiallergisch bezeichnet werden.

Viele Theorien über die Wirkung von Boswelliasäuren sind schlicht und ergreifend nur Mutmaßungen. Am besten ist die Wirkung der Boswelliasäuren auf chronische Darmentzündungen erforscht, unter der mittlerweile viele Menschen leiden. Auch die Erforschung der Wirkung von Boswelliasäuren bei Arthritis kommt voran und zeigt vielversprechende Ergebnisse. Eine neue Studie ergab 2018, dass auch MS-Patienten im hohen Maße von Weihrauch profitieren können. Doch man muss erst weitere seriöse Forschungsergebnisse abwarten, um wirklich sicher gehen zu können.

Um ein Beispiel für „Weihrauch-Hype“ zu nennen: Das Institut für Pharmakologie und Naturheilkunde der Universität Ulm hatte bei mir mehrere Kilogramm Weihrauch bestellt, um den Gehalt und die Wirkungsweise von Boswelliasäuren zu untersuchen. Der leitende Professor erforscht seit vielen Jahren Weihrauch, und er war es auch, der einen Zusammenhang zwischen Leukotrien und der Bildung von Tumorzellen untersucht und dargelegt hat. Er stellte fest, dass durch die Gabe von Weihrauch die tumorbegleitenden Ödeme schrumpften und teilweise keine operative Entfernung von Tumoren mehr notwendig war, da sie durch den Weihrauch bereits zerstört waren. Diese Wirkung gegen Krebs wurden auch in Pilotstudien anderer Universitäten festgestellt. Die Ergebnisse wurden in zahlreichen Publikationen veröffentlicht, und bald tauchten im Internet reißerische Schlagzeilen auf wie „Weihrauch zerstört Krebs in 2 Wochen“.


Krebs ist eine wirklich bösartige Erkrankung, an der viele Menschen sterben, und ich wünschte, dass Weihrauch alle Krebsarten einfach verschwinden lassen könnte. Durch solche Meldungen werden jedoch bei Patienten falsche Hoffnungen erzeugt. Man muss wissenschaftlich und objektiv an die Dinge herangehen, und dafür braucht es weitere Studien. Ebenso ist noch unklar, ob die Boswelliasäuren allein wirken. Man kann nicht ausschließen, dass die gesundheitsfördernde Wirkung im Zusammenspiel mit den anderen Inhaltsstoffen des Weihrauchs liegt. Wir werden erst in einigen Jahren endgültige Klarheit darüber haben.
Übrigens gab es schon vor vielen Jahrzehnten Ärzte, die Weihrauch bei der Behandlung von Krebs erforschten und anwendeten.

 

Welcher Weihrauch hat die meisten Boswelliasäuren?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass alle Weihrauchsorten „gesund“ sind, obwohl immer nur vier Weihrauchsorten empfohlen werden: Boswellia serrata, Boswellia papyrifera, Boswellia sacra und Boswellia carterii.
Auf vielen Websites, in Foren und Online-Shops wird der indische Weihrauch Boswellia serrata als Heilsbringer dargestellt. Das liegt daran, dass schon vor 20 Jahren Studien veröffentlicht wurden, die dem Boswellia-serrata-Präparat „H15“ eine entzündungshemmende Wirkung zuschrieben. Die Firma, die das Produkt hergestellt und vertrieben hat, war natürlich am Verkauf interessiert und sorgte dafür, dass weitere Forschungen aufgenommen wurden. In klinischen Studien an Patienten mit chronischer Polyarthritis wurde nach der Einnahme des indischen Weihrauchs ein signifikanter Rückgang der Schmerzen und Schwellungen festgestellt. Mithilfe eines Alkoholextrakts des indischen Weihrauchs wurde in vielen Fällen außerdem eine Remission der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulceroa erreicht.

Der indische Weihrauch wurde bisher am intensivsten erforscht, dennoch ist diese Sorte nach neuerem Kenntnisstand nicht am effektivsten. Aktuelle Studien zeigen, dass die Weihrauchsorten Boswellia carterii (abhängig vom Erntegebiet), Boswellia sacra und vor allem der Boswellia dalzielii gegenüber dem indischen Weihrauch einen deutlichen höheren Gehalt an Boswelliasäuren haben. Der Verkauf von Boswellia sacra oder eines anderen Weihrauchs als Medikament ist jedoch in Deutschland nicht erlaubt. Nur Boswellia serrata wird als einzige Weihrauchsorte im europäischen Arzneibuch geführt und ist deshalb teilweise zugelassen.

Mein Lieblingsweihrauch Maydi (Boswellia frereana) wird übrigens nicht unter den Sorten aufgeführt, die Boswelliasäure enthalten. Allerdings gibt es eine Studie, die belegt, dass er Knochen- und Knorpelabbau verhindern und wegen seines hohen Gehalts des Terpens Lupeol entzündungshemmend und antitumoral wirken kann. Er soll auch bei Magengeschwüren helfen, da er das dafür verantwortliche Bakterium Helicobacter abtöten soll.


Boswellia papyrifera beinhaltet den Stoff Incensol-Acetat, das Ängste abbauen und positive Gefühle erzeugen soll. Er wirkt also sehr stark im Gehirn. Das Incensol-Acetat soll durch Verräuchern und als ätherisches Öl beim Einatmen und über die Haut wirken. Weihrauch wirkt also nicht nur entzündungshemmend, antibakteriell oder krebsheilend, sondern scheint auch zwei Regionen im Gehirn zu aktivieren, die für die Produktion von beruhigenden Neurotransmittern zuständig sind. Diese These wurde aber noch nicht wissenschaftlich untersucht.

Hinweise zur medizinischen Anwendung von Weihrauch

Ich empfinde es am einfachsten und auch am effektivsten, Weihrauch in seiner natürlichen Form einzunehmen. Weihrauch lässt sich überwiegend gut kauen, zermörserten Weihrauch kann man als Tee oder Wasser einnehmen und das Pulver kann man in Kapseln füllen oder für eine Tinktur verwenden. Durch die mangelnde Studienlage ist es aber schwierig, eine Dosierungsempfehlung auszusprechen.
Schon lange werden im Handel Weihrauchkapseln mit Boswellia serrata angeboten. Die Dosierungsempfehlungen schwanken zwischen 400 mg und 6 g pro Tag. Meist beziehen sich diese Angaben auf Weihrauchkapseln mit einem Boswelliagehalt von 40 % bis 85 %. Diese Angaben sind jedoch irreführend. Meines Erachtens kann kein Weihrauch bzw. kein Weihrauchmedikament 80 % Boswelliasäuren enthalten. Die Boswelliasäuren sind nur ein Bestandteil der Terpene, und diese sind im Harzanteil zu finden. Selbst wenn ein Weihrauchextrakt einen Harzanteil von 80 % hat, also keine oder kaum Gummen enthält, wäre es trotzdem nicht möglich, auf einen Anteil von 80 % an Boswelliasäuren zu kommen. Dies wäre sogar bei einem reinen Säurenmedikament (Säuren des Weihrauchs in isolierter Form) unmöglich. Die Angaben sind irreführend, weil vermutlich einfach alle Säuren im Harz addiert werden, egal ob wirkungsvoll oder nicht, um einen hohen Gehalt an Boswelliasäuren angeben zu können.

Meine Bitte an alle Weihrauchfreunde, die den Weihrauch aus gesundheitlichen Gründen nehmen: Fallt bitte nicht auf diese Boswelliasäuren-Angaben herein und seht den Weihrauch als Ganzes, nicht nur als eine Quelle von Boswelliasäuren.
Meine Familie, Freunde und ich haben wunderbare Erfolge mit Weihrauchtee (s. S. ) gemacht. Im Normalfall nehmen wir etwa 5 Gramm gemörserten Weihrauch für eine Tasse Tee. Mit einer Tasse pro Tag konnte sich die heilende Wirkung des Weihrauchs wunderbar entfalten, obwohl sich der Weihrauch nicht vollständig auflöst. Doch das ist eine subjektive Erfahrung, die ich nicht als Empfehlung weitergeben darf, denn ich bin kein Arzt.

Die Einnahme von Weihrauch zur Behandlung einer Erkrankung gehört die in die Hände eines Arztes! Wir wollen hier nur aufzeigen, welchen medizinischen Stellenwert Weihrauch in anderen Kulturen seit Jahrtausenden hat