Räucherstäbchen - Die einfache Art des Räucherns

Es gibt wohl kaum einen Menschen hier in Europa, der nicht schon einmal den mystischen Duft von Räucherstäbchen in der Nase hatte. Ob als üppiger und exotischer Patchouliduft der Hippiebewegung oder als erhebender Sandelholzduft während der Yogastunde, Räucherstäbchen erfreuen sich auch hier im Westen größter Beliebtheit, und das aus gutem Grund:

Das Verglimmen von Räucherstäbchen ist wohl die einfachste Form des Räucherns. Kurzerhand entzündet, schweben die Rauchfäden des brennenden Räucherstäbchens gleichmässig und sanft gen Himmel empor, bis das Stäbchen schließlich an seinem Lebensende von selbst erlischt. Räucherstäbchen lassen sich jederzeit und überall einsetzen, gerade dann, wenn das klassische Räuchern auf glühender Holzkohle nicht möglich, zu aufwändig oder nicht erwünscht ist. Da Räucherstäbchen weniger Rauch entwickeln und sehr einfach anzuwenden sind, kann man damit auch sehr einfach Büroräume oder Hotelzimmer mit heiligem Rauch reinigen und beduften. Durch ihr gleichmässiges Abbrennen über eine gewisse Dauer, können sie zudem als Zeitmesser, beispielsweise bei der Meditation, beim Gebet oder beim Yoga verwendet werden.

Der Ursprung von Räucherstäbchen

Ihren Ursprung haben Räucherstäbchen im fernen Osten. Obwohl die Räuchertraditionen Chinas und Indiens Jahrtausende alt sind, taucht Räucherwerk in Stäbchenform erst relativ spät auf. Man geht davon aus, dass buddhistische Mönche in Indien die Ersten waren, die Räucherwerk in Stäbchenform herstellten und in ihrer religiösen Praxis verwendeten. Dabei bedienten sie sich dem bereits in Fülle vorhandenem Wissen über Räucherwerk aus den Veden und dem Hinduismus. Womöglich haben die indischen "dhoops" als Vorläufer für die Stäbchen gedient. Dhoops sind Räucherpasten aus duftenden Pflanzenteilen, die für die puja verwendet werden.

Von Indien aus brachten die Mönche das Wissen um die Herstellung von Räucherstäbchen dann nach China und Japan, wo völlig eigene Ausprägungen der Räucherstäbchenkultur entstanden. Die bei uns bekanntesten Räucherstäbchen mit Bambuskern als Trägerholz entstanden erst Ende des 19. Jahrhunderts in Indien. Bereits von Beginn an wurden Räucherstäbchen für religiöse als auch für medizinische Zwecke eingesetzt:

Als Opfergabe für die Götter, Geister und Ahnen, als Hilfsmittel bei der Meditation, als Heilmittel für Körper und Geist oder auch einfach, um unangenehme Gerüche zu überdecken und eine schöne Atmosphäre zu schaffen.

In Indien werden heute meist Räucherstäbchen mit einem Stützholz aus Bambus hergestellt. Dabei wird eine Paste der Räucherstoffe entweder von Hand oder maschinell auf ein Bambusstäbchen gerollt und anschließend an einem gut belüfteten Platz getrocknet.

Früher bestanden Räucherwerk und Räucherstäbchen ausschließlich aus natürlichen Materialien wie Kräutern, ätherischen Ölen, Harzen, Blüten und Hölzern. Nicht nur, weil diese natürlichen Rohstoffe einen wundervollen Duft entfalteten, oder weil man Ihnen bestimme Heilkräfte oder spirituelle Bedeutung zugemessen hat, sondern auch, weil es schlichtweg nichts Anderes gab. Dies hat sich jedoch mit dem Aufkommen der modernen synthetischen Chemie verändert. Nach der Industrialisierung wurden die oftmals sehr teuren Naturstoffe durch günstigere synthetische Alternativen ersetzt. Die moderne Parfumerie entwickelte sich  und dominierte so auch den Duft der Räucherstäbchen. Dies führte schließlich dazu, dass es in Indien heute nahezu keine Räucherstäbchen mehr gibt, die ohne die synthetischen Duftöle auskommen, selbst wenn sie nach traditionellen Methoden hergestellt und handgerollt werden. Sogar in Fällen, wo mit Naturreinheit geworben wird, kann man entweder an der Intensität des Duftes, der Art des Duftes oder schlichtweg am sehr niedrigen Preis erkennen, dass es sich keinesfalls um natürliche Düfte handeln kann. Eine geschulte Nase erkennt nicht nur dass, sondern auch welche synthetischen Stoffe eingesetzt werden.

In Indien finden wir vor allem zwei Methoden zur Herstellung von Räucherstäbchen: Die Masala-Methode und die Tauchmethode. Bei der Tauchmethode wird ein neutraler, geruchloser Räucherteig aus Kohlepulver, chemische Brennhilfen, Holzpulvern, Bindemittel und Wasser hergestellt, auf Bambusstäbchen aufgetragen, getrocknet, und anschließend in Parfumöle getaucht. Bei der Masala-Methode ("Masala" zu Deutsch "Gewürze" oder "Zutaten") hingegen werden dem Räucherteig direkt gemahlene aromatische Pflanzenteile wie Blätter, Hölzer, Rinden, Harze und duftende Öle (hauptsächlich synthetische Parfumöle) beigemengt und erst dann auf das Bambusstäbchen aufgetragen. Die Masala-Methode ist dabei die ältere und traditionelle Methode, während die Tauchmethode schneller und billiger funktioniert und damit den Bedürfnissen der Industrie angepasst ist. Zwar enthalten hochwertigere indische Räucherstäbchen, die nach der Masala-Methode hergestellt sind, durchaus natürliche Bestandteile, die duftprägenden Stoffe sind dabei jedoch aus Kostengründen nahezu ausschließlich synthetisch.

Anders verhält es sich in Japan: Hier hat die Räucherstäbchenkultur immer besonderen Wert auf die Reinheit und Authentizität der Inhaltstoffe gelegt. Das zeigt sich daran, dass edle japanische Räucherstäbchen einen sehr zarten und natürlichen Duft aufweisen und in manchen Fällen mehrere Hundert Euro kosten können. Vor allem die Verwendung des edlen und seltenen Adlerholzes kann die Preise eines solchen Räucherwerks in unerschwingliche Höhen treiben. In Japan hat sich von Anbeginn eine sehr ausgeprägte, ästhetisch orientierte Räucher- und Duftkultur entwickelt.

Auch in Tibet, wo Räucherstäbchen nicht nur im klösterlichen Umfeld für religiöse Zwecke, sondern auch als Heilmittel gegen allerlei physische und psychische Leiden verwendet werden, wird Wert auf Naturreinheit gelegt. Allerdings achtet man hier weniger auf den angenehmen Duft der Stäbchen als vielmehr auf deren Wirkung. Das führt dann dazu, dass wir Europäer schnell die Nase rümpfen, wenn uns der Duft solcher tibetischen Stäbchen zuweht. Komplexe Kräutermischungen, die oft mehr als 30 oder 40 Bestandteile enthalten sind typisch für tibetische Räucherstäbchen. Und nicht alle davon haben einen angenehmen Duft, jedoch eine starke Wirkung auf Körper und Geist.

 

Die Herstellung und Zusammensetzung von Räucherstäbchen

Räucherstäbchen sind Vertreter des sogenannten selbstglimmenden Räucherwerks. Anders als loses Räucherwerk, das auf glühender Holzkohle, einem Räucherstövchen oder Weihrauchbrenner erhitzt werden muss, ist selbstglimmendes Räucherwerk, wie der Name schon sagt, nicht auf eine äußere Hitzequelle angewiesen, und kann deshalb einfach entzündet und genossen werden. Außerdem kann es in verschiedene Formen, beispielsweise als Räucherkegel oder Räucherspiralen, gebracht werden.

Bei der Herstellung von Räucherstäbchen oder auch anderem selbstglimmenden Räucherwerk müssen drei grundlegende Bedingungen erfüllt sein: Glimmfähigkeit, Duft und Adhäsivität (Klebefähigkeit, Bindeeigenschaften und damit Formstabilität). Deshalb benötigt man verschiedene Rohstoffe in einer ausgewogenen Rezeptur, die diese Eigenschaften gewährleisten können.

Um selbständig und gleichmäßig abzubrennen, müssen die Bestandteile zunächst sehr fein vermahlen sein. Außerdem kann fein vermahlenes Räucherwerk viel besser in Form gebracht werden, wenn man daraus einen Teig formt. Um die Glimmfähigkeit zu gewährleisten, wird eine sogenannte Glimmbasis verwendet. Das sind in der Regel verschiedene Holzpulver oder auch gemahlene Holzkohle. Außerdem wird Salpeter (Kaliumnitrat) als Glimmbeschleuniger zugesetzt, da es die Glut mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt.

Weiterhin braucht es ein Bindemittel, ein Klebemittel sozusagen, um dem Räucherwerk Formstabilität und Festigkeit zu geben und es im Falle von Räucherstäbchen mit Bambuskern am Stützhölzchen zu befestigen. Bekannte Bindemittel sind Gummen wie Gummi Arabicum, Traganth und Guaran, oder Bindemittel auf Rindenbasis wie Josspulver (Jigat) oder Makko. Manchmal wird auch Stärkekleister oder Honig und Molasse als Bindemittel verwendet. In Verbindung mit Wasser quellen diese Bindemittel leimartig auf, werden zäh und klebrig, und entfalten so ihre Bindewirkung.

Schließlich benötigt man natürlich die duftgebenden Bestandteile: Das kann alles sein, was man auch für loses Räucherwerk verwenden würde, also duftende Harze, Hölzer, Rinden, Wurzeln, Blüten, Kräuter einschließlich ätherischer Öle, Absolues, Resinoide. Diese Bestandteile machen den eigentlichen Duft des Räucherstäbchens aus.

Verschiedene Bestandteile eines Räucherstäbchens können mehrere der drei Grundbedingungen gleichzeitig erfüllen. So kann fein gemahlenes Sandelholz als Glimmbasis, als auch als duftgebender Bestandteil fungieren. Makkopulver hat sehr gute Bindeeigenschaften, glimmt aber auch sehr gut, weshalb es Hauptbestandteil japanischer Räucherstäbchen ist. Und wiederum Halmaddi, ein indisches Gummiharz, hat sehr gute Bindeeigenschaften und einen intensiven Duft, weshalb es großzügig in hochwertigen indischen Räucherstäbchen verwendet wird.

Das richtige Mischungsverhältnis all der möglichen Bestandteile herauszufinden und eine Rezeptur zu erstellen, die sowohl gut glimmt, klebt, als auch wunderbar duftet, ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Deshalb hüten Hersteller die Rezepturen für ihre Räucherstäbchen oft sehr gut und man hat keinerlei Einblick, welche Stoffe verwendet werden. Das wiederum macht es für Käufer dieses Räucherwerks sehr schwierig, die Qualität des Produktes zu beurteilen. Traut man jedoch seinem Geruchssinn ("Riecht echtes Sandelholz wirklich so nach Seife?"), seinem Blick ("Wieso ist dieses Räucherstäbchen eigentlich leuchtend pink?") und seinem wachen Verstand ("Hm, das Rosenöl in der Drogerie ist soooo teuer, wieso kostet die Packung Rosenräucherstäbchen hier nur 2 Euro?"), kann man die Qualität bereits recht gut beurteilen.

Fun fact: In Indien wurde und wird auch Kuhdung als Bindemittel und Glimmbasis verwendet, da es sich sehr gut formen lässt und nach dem Trocknen hervorragende abglimmt. Bei einer Räucherbasis dieser Art muss man sich natürlich besondere Mühe mit dem Duft geben. :-)

 

Räucherstäbchen – Natur Pur – Made in Germany

Seit vielen Jahren bereits tragen wir den Wunsch in unserem Herzen echte naturreine Räucherstäbchen anzubieten, die das Wort „Räuchern“ auch wirklich verdienen. Unser Wunsch war es Räucherstäbchen herzustellen, die wirklich noch das Aroma und die Energie der Pflanze in sich tragen, uns so eine echte Wirkung auf Körper, Geist und Seele haben.

Dies ist uns 2022 endlich gelungen und die ersten Räucherstäbchen „Natur pur“ sind in unserem Shop (und auch bald überall im Handel) erhältlich. Du interessierst dich für naturreine Räucherstäbchen „Made in Germany“ und wie sie hergestellt werden?

Dann haben wir hier einen weiteren Artikel für dich:

„Räucherstäbchen – Made in Germany“