Die Geschichte und kulturelle Bedeutung des Räucherns

Es gibt keine geschichtliche Überlieferung darüber, doch ich gehe davon aus, dass die Geschichte des Räucherns begann, als die Menschen gelernt hatten, das Feuer für sich zu nutzen. Das ist für mich sehr naheliegend, schließlich wird ein Steinzeitmensch neben dem Holz auch mal eine gutriechende Pflanze in das Feuer gegeben und bemerkt haben, dass der aufsteigende Rauch angenehm duftet und eine wohltuende Wirkung auf seinen Körper hat.

Richtige Überlieferungen kamen dann erst später, doch diese sind auch schon viele tausende Jahre alt. Es gibt wohl keine alte Kultur, die nicht die Kraft des Räucherns für ihre Zeremonien nutzte. In vielen alten Texten ist von Harzen die Rede, deren Duft die Götter besänftigte und von Kräutern, die durch die Verbindung mit dem Feuer heilende Wirkung auf den Geist und Körper hatten. 

Im alten Ägypten wurde das Räuchern von Räucherstoffen genutzt, um religiöse Zeremonien zu begleiten und den Göttern Ehre zu bringen.

Im alten Griechenland aber auch bei den Römern spielte das Räuchern eine große Rolle, hier wurden Räucherstoffe ebenfalls für religiöse Riten genutzt, doch nicht nur das . Das Räuchern hatte auch einen medizinischen Hintergrund, da man mit Kräutern und Harzen Krankheiten abwehren wollte. 

Im Mittelalter wurde das Räuchern in Europa weiterentwickelt und in unterschiedlichen Kontexten Anwendung gefunden. Klöster und Kirchen setzen Räucherwerk in ihren Gottesdiensten ein, während sich auch die Idee verbreitete, dass Rauch negative Energien vertreiben könnte. Man entdeckte auch die medizinische Wirkung des Räucherns und man nutze besonders die antibakterielle und antiseptische Wirkung einiger Kräuter und Harze und räucherte regelmäßig die Häuser von Kranken aus.

Besonders im Mittelalter hatten die Menschen starke Probleme mit der Sauberkeit und Krankheiten verbreiteten sich auf Grund der Hygienebedingungen rasend schnell. Da selbst das Wasser nicht als sauber galt, wurde versucht durch das Räuchern die katastrophalen hygienischen Bedingungen zu ändern.
Die Umstände spitzten sich so weit zu, dass im 14. Jahrhundert die Pest in ganz Europa herrschte. Mit ihr starb fast ein Drittel der Bevölkerung in vielen Teilen Europas. Durch das Räuchern versuchte man, die Seuche einzudämmen.

In der östlichen Welt, insbesondere in asiatischen Kulturen wie China und Indien, hat das Räuchern eine ebenso lange Tradition. Hier wurde es nicht nur für religiöse Rituale, sondern auch in der Ayurveda-Medizin eingesetzt. Die Verwendung von duftenden Hölzern und Kräutern spielte eine wichtige Rolle, um Körper und Geist in Einklang zu bringen. Die Entwicklung von Räucherstäbchen geschah ebenfalls in Asien und bald schon brannten in jedem Tempel und in jeder heiligen Stätte Räucherstäbchen, um Kontakt mit den Göttern aufzunehmen.

 

Das Räuchern heutzutage

Jahrhundertelang war das Räuchern eher etwas für Eingeweihte und die Wirkung der einzelnen Pflanzen wurde selten aufgeschrieben. In den letzten Jahrhunderten hat sich dies natürlich geändert. Damals hatten die Menschen noch keinen Zugriff auf Räucherstoffe aus entfernten Landen, sondern nutzen überwiegend lokale Pflanzen, Kräuter und Harze zum Räuchern.

Erst als die Völker dieser Erde begannen über weite Strecken der Welt Handel zu betreiben, gelangten die ersten Räucherstoffe, Harze und Gewürze auch in die entferntesten Länder.  Das bekannteste Beispiel hierfür ist die älteste und wichtigste Handelsroute, die es gab: Die Weihrauchstraße. Über sie wurden tausende Tonnen Weihrauch jährlich von der Region Süd-Omans bis hoch zur Mittelmeerküste transportiert. (Wir haben in unserem Blog übrigens einen Artikel zur Geschichte von Weihrauch und der Weihrauchstraße)

Heute ist es uns möglich, Räucherware aus den entferntesten Ländern zu bekommen, ob es das Sandelholz aus Indonesien, Myrrhe aus Afrika oder der Copal aus Amerika ist. Wir leben in einer Welt des Überflusses und innerhalb weniger Tage kann man aus jedem Land der Erde die dort genutzten Räucherstoffe importieren. 

Doch die landesbezogene Räuchertradition ist trotz der modernen Welt und dem regen Handel erhalten geblieben. Das liegt vor allem daran, dass von Generation zu Generation das Wissen über die Heilpflanzen und ihre Wirkung weitergegeben worden ist. Bei uns waren es die Kelten, die bei ihren Zeremonien und Heilungen die Kraft der Pflanzen genutzt haben. Heute erinnert man sich vor allem an die Rituale bei den Jahreskreisfesten und die Räucherungen bei den Rauhnächten.

In den letzten Jahrzehnten ist auf jeden Fall eine Rückbesinnung zur Natur und zu den alten Traditionen zu erkennen. Mit jedem Jahr entdecken die Menschen wieder die Kräfte der Natur und nutzen sie auch für sich. Sowohl im medizinischen als auch im spirituellen Sinne

Jede Kultur hat ihre ganz eigene Räuchertradition und dank der Wirkung auf Geist, Seele und Körper gehört das Verräuchern von Pflanzen zu den ältesten und heilsamsten Ritualen der Welt, das man jeden Tag nutzen sollte.