Die Welt der Copale/Copal-Harze
In den weiten Regenwäldern Mittel- und Südamerikas sowie in einigen Teilen Afrikas und Asiens findet sich Schätze der Natur, die seit Jahrtausenden Menschen auf der ganzen Welt faszinieren: Copal-Harze.
Diese aromatischen Harze haben eine lange Geschichte der Verwendung in verschiedenen kulturellen, spirituellen und sogar medizinischen Kontexten und es gibt zahlreiche Harze auf dieser schönen Erde, die Copale genannt werden. Wieso das so ist und wie man die verschiedenen Sorten unterscheiden kann, das schauen wir uns in diesem Blogartikel genauer an.
Was ist Copal-Harz?
So wie Weihrauch und andere Harze ist ein Copal-Harz ein Baumharz, das von verschiedenen Bäumen geerntet wird. Teilweise sind diese Bäume botanisch mit Weihrauch verwandt und stammen ebenfalls aus der Familie der Balsambaumgewächse ( Burseraceae). Oft handelt es sich aber auch um botanisch völlig andere Bäume, die ebenfalls ein aromatisches Harz abgeben. So wie unsere Kiefern und Fichten in den Wäldern ebenfalls ein aromatisches Harz abgeben, ohne zu den Balsambaumgewächsen zu gehören.
Das Wort "Copalli" stammt aus der alten Azteken-Sprache Nahuatl und bedeutet nichts anderes als „Harz“. Das macht es schwierig die Harze auf eine bestimmte Familie einzuschränken und so wird das Wort auch in Asien für verschiedene Harzsorten genutzt.
Dennoch hat der „Copal“ und seine tiefe kulturelle Bedeutung in Südamerika ihren Ursprung. Die indigen Völker haben ihn für ihre Zeremonien und auch für medizinische Anwendungen verwendet. Gerade der Pom-Copal, zu dem wir später noch kommen, soll seine Ursprünge bei den Maya haben und das Mittel der Wahl zur spirituellen Reinigung des Geistes, aber auch des Körpers genutzt worden sein. Das frische Pom-Copal wurde mit verschiedenen Kräutern gemischt und vor allem für Hauterkrankungen eingesetzt. Auch heutzutage findet man immer wieder Berichte, dass die indigenen Völker und auch in der traditionellen südamerikanischen Medizin das Baumharz in Öl gelöst wird und dann für Einreibungen genutzt wird.
Auch in den Temazcales, den Schwitzhütten nutzte der Schamane die Kraft des Copals. Dies ist auch kein Wunder, da das „Blut der Bäume“ von den Schöpfergöttern selbst stammen soll.
Im Allgemeinen unterscheidet man zwischen harten, fossilen Copalharzen und weichen Copalharzen.
Das wohl bekannteste, oder sagen wir unter Räucherfreunden Begehrteste, ist der Copal blanco, der ursprünglich aus Mexiko stammt und ein ganz einzigartiges Aromaprofil hat. Der Name „Copal blanco“ wird aber auch oft für andere Harz-Sorten missbraucht, die ebenfalls hell sind, aber in größeren Mengen geerntet werden und wesentlich günstiger sind. Und so fangen wir auch mit ihm an:
Copal blanco aus Mexiko (Bursera bipinnata/martae):
Tatsächlich gibt es zwei “echte“ Copal blanco Harze, die in Mexiko geerntet werden. Es ist möglich, dass es sich dabei um den gleichen Baum an verschiedenen Orten handelt. Während das eine Harz mehr Citrus-Aromen aufweist, besitzt das andere Harz, das übrigens „indentisch“ wie sein Bruder aussieht, mehr Eukalyptus-Noten.
Copal blanco (weißer Copal) ist eines der ältesten Baumharze dieser Welt und hat in Südamerika eine Jahrhundertausendealte traditionelle Anwendung. Vor allem ist es das Harz, das verräuchert wird, um am „Tag der Toten“ (Día de Muertos,) Ende Oktober die Verstorbenen zu ehren. Man sagt, dass der Rauch des Harzes die Geister der Vorfahren und Verstorbenen für einen Tag und eine Nacht mit den Lebenden vereint. Übrigens ist hier ganz klar zeitlich und traditionell ein Zusammenhang mit „Hallowen“ oder „Allerheiligen“ zu sehen. Während man bei Halloween eher die Geister verschrecken möchte, so wird in Südamerika genau das Gegenteil gemacht. Einen Artikel über Halloween findest du hier: Räuchern an Halloween/Samhain
Während manche Baumharze mehrfach im Jahr geerntet werden, wird der Copal traditionell nur in dieser Jahreszeit geerntet, damit genug des Harzes für das wichtige Fest genutzt werden kann. Wir importieren jedes Jahr hunderte Kilo des Harzes, da wir auch andere Händler beliefern. Meistens gibt es dann im April nichts mehr und man muss bis Oktober warten.
Copal blanco ist nach der Ernte noch eine sehr lange Zeit extrem weich und klebrig. Es verbrennt auf der Räucherkohle beinahe rückstandslos und produziert einen sehr dichten Rauch. Das liegt daran, dass dieser Copal kaum Gummen enthält und somit eher ein Oleo-Resin ist. Diese haben alle die Eigenschaft sehr viel Rauch zu produzieren und sich beim Räuchern nahezu „aufzulösen“. Das Aroma ist ausgesprochen frisch mit einem leicht süßlichen Zitronenaroma.
Schauen wir uns einmal die anderen Harzsorten an, die als Copal im Handel erhältlich sind. Der weiße Copal hat natürlich einen „schwarzen Bruder“. Auch hier gibt es verschiedene Sorten, die als schwarzer Copal angeboten werden, je nach Ernteregion.
Copal negro aus Mexiko (Bursera copallifera/unbekannt):
Wie bei sehr vielen Räucherstoffen und Pflanzen ist die Botanik des Copal negro schwierig zu verstehen. Selbst durch Bilder der Bäume, die mir vorliegen, ist es unmöglich zu sagen, um welche Botanik es sich bei dem dunklen Harz aus Mexiko handelt. Die Ähnlichkeit zum Copal Blanco ist einfach zu groß, auch beim Aroma. Es scheint mehrere Bäume zu geben, die das sehr dunkle Harz abgeben. Wir haben verschiedene dunkle Copale aus Mexiko importiert, einer war einfach nur ein "dreckiger" Copal blanco, also auf die Erde gefallen und dort gesammelt, andere schienen von einem anderen Baum zu sein, dem Bursera copallifera.
Copal negro aus Peru (Protium paniculatum):
Dieses gräulich-dunkle Harz stammt aus den Bäumen, die in Peru wachsen. Es ist ein sprödes Harz, das oft nachhaltig geerntet wird. In Peru hat dieses dunkle Harz ebenfalls eine sehr lange traditionelle Anwendung in Räucherzeremonien, aber auch, wie in Südamerika üblich, in der Medizin. Vor allem für Hauterkrankungen wurde dieses Harz immer wieder verwendet.
Der dunkle Copal aus Peru hat wie auch Weihrauch, sehr viele Harzsäuren, was seine lange Anwendung in der Medizin erklären könnte. Wenn man das Harz bei sehr starker Hitze räuchert, wie zb. auf Kohle werden diese Harzsäuren wie feine, weiße Fäden sichtbar.
Das Aroma beim Räuchern ist sehr angenehm, einhüllend, erdend. Es hat karamelige Noten, aber auch den typischen „grünen Duft“ mit Blütenaromen. Man nennt das Harz auch Saumerio Copal.
Protium Copal aus Guatemala
Wenn der Baum, dessen Botanik noch unklar ist und botanisch einfach nur als „Protium copal“ bezeichnet wird, angeritzt wird, fließt ein helles, milchiges Harz die Rinde hinunter. Während das Harz Copal blanco oft in Plastikflaschen gesammelt wird, so wird das Harz aus Guatemala traditionell von den Bäumen gekratzt und dann in Bananenblätter eingewickelt. Dadurch findet man in den großen runden Harzklumpen auch immer wieder Baumbestandteile, wie Rinden und Blätter. Teilweise sogar findet man vereinzelt kleine Insekten.
Da die Bäume in der Grenzregion zu Belize wachsen, wird der Pom Copal (wird das Harz traditionell genannt wird) auch manchmal Belize-Copal genannt.
Das Harz erinnert vom Aroma sehr stark an die Elemiharze, die in Afrika und Asien geerntet werden, nur ist das Aroma des Pom Copals sehr viel fruchtiger, leicht süßlich mit einer weichen Moschusnote. Wie die meisten Copalarten wirkt auch dieses Harz sehr reinigend, erhellend und stimmungsanhebend.
Dammar-Copal
Dammar oder Dammar-Gum wird leider oft als „Copal blanco“ angeboten, wobei dieses Harz rein gar nichts mit den Copalen zu tun hat. Es gibt verschiedene Bäume in unterschiedlichen Regionen, die dieses Dammar Harz abgeben. Überwiegend stammt der im Handel erhältliche Dammar aus Indonesien, von den Shorea Bäumen, aber auch von manchen Canarium-Bäumen. Da es so viele Bäume gibt, deren Harz als Dammar verkauft werden, ist eine Unterscheidung schwierig.
Wenn man das Harz auf Räucherkohle verräuchert, hat es einen angenehmen Duft, der ein wenig an Mastix oder Sandarak erinnert. Dammar wird oft auch als reinigendes Harz verwendet, da es alte Strukturen aufbrechen kann und negative Energien zerstreuen soll. Für mich gehört das Dammar-Harz nicht zu den Copalen, aber da er von vielen dennoch so genannt wird, kommt er auch in unser Set und in diesen Artikel.
Copal Manila
Das Harz, das als Copal Manila bezeichnet wird, sollte gleich nach dem Dammar Copal vorgestellt werden, denn es hat eine gewisse Ähnlichkeit. Es stammt ebenfalls aus Asien, wie im Namen schon erkennbar überwiegend aus den Philippinen, aber auch aus Indonesien. Es hat einen leicht zitronigen Duft, der aber doch sehr Zart ist und teilweise auch an Weihrauch erinnert. Botanisch handelt sich um Agathis dammara, aber teilweise werden auch andere Harze als Copal manila angeboten. Beim Räuchern öffnet dieser Copal die Sinne und wirkt anregend auf die Konzentration und Inspiration. Wie das Dammar-Gum gehört auch das Harz aus den Philipinnen zu den Hartcopalen.
Breu Copal - Bursera heptaphyllum/ Copal amazonicas
Brue Copal stammt aus dem Amazonas-Gebiet und Brasilien und ähnelt dem Saumerio Copal sehr stark. Es wird nachhaltig geerntet, da das Harz im Laufe der Jahre durch natürliche Verletzungen auf dem Boden landet und dort gesammelt wird. Wie der dunkle Copal aus Peru ist es ein relatives sprödes Harz. Auch das Aroma ist sehr ähnlich.
Botanisch ist auch hier nicht ganz klar, um welchen Baum es sich handelt, vom dem dieser Breu Copal geerntet wird. Immer wieder fällt auch der Name Copal amazonicas. Vermutlich ist dies der gleiche Baum, der auch in Peru wächst und als Protium paniculatum bezeichnet wird. Auch wenn sich das Aroma ein wenig unterscheidet, so hat es ebenfalls einen holzigen, grünen Duft mit blumigen Noten.
Goldcopal aus Südamerika
Auch hier gibt es ein wenig Verwirrung, denn es gibt nicht den „einen“ Goldcopal, da es verschiedene Bäume in Südamerika gibt, die uns das goldene Harz schenken.
Goldcopal aus Mexiko - Hymenaea courbaril
Der seltenere „Goldcopal“ stammt aus den Flussufern in Südmexico vom Baum Hymenea courbaril. Das natürlich geerntete Harz fällt von den Bäumen und wird dann dort gesammelt. Es gibt Gebiete in denen abertausende dieser Bäume zu finden sind.
Das Harz ist im Gegensatz zum anderen Goldcopal aus Guatemala sehr klein, hat eine goldene Färbung mit einer weißen Harzschicht aus Puder. Es ist sehr hartes Harz, das erstmal kaum Aroma hat, bis man ihn bei starker Hitze verräuchert. Idealerweise mörsert man das Harz vor dem Räuchern zu Pulver, so dass das holzige, vanilige Aroma besser zur Geltung kommt.
Der Rauch dieses Harzes ist dick, weich und leicht für die Lunge. Ich finde es sehr erdend und es scheint nicht nur die Aura, sondern den ganzen Raum zu reinigen.
Es löst sich vollständig auf der Holzkohle auf und hat keine verkohlte Nachnote wie einige Arten von Weihrauch und Myrrhe.
Goldcopal aus Guatemala - Bursera microphylla/odorata
Der Goldcopal (Copal Oro, oder Golden Gekada) stammt wie seine Artgenossen aus Mittel- und Südamerika. Dort wird er von der indigenen Bevölkerung vornehmlich morgens als traditionelles Räuchermittel verwendet, da er einen sehr "sonnigen" und warmen Duft hat. Somit begrüßt man die Sonne bei ihrer Wiederkehr und bittet um einen lichtvollen und unbeschwerten Tag.
Der Goldcopal ist das Harz des sogenannten Elefantenbaumes, ein eher kleiner Baum mit knorrigem, dickem Stamm und langen, parallel verlaufenden Blättern, der in sehr trockenen Gebieten Guatemalas beheimatet ist. Traditionell verwendet man nicht nur das Harz dieses Baumes zum Räuchern, sondern auch seinen rötlichen Saft als Heilmittel gegen Hautkrankheiten und allerlei weitere Beschwerden.
Botanisch ist nicht ganz klar, um welchen Baum es sich handelt. Manchmal wird er als Bursera microphylla bezeichnet, mal als Bursera odorata. Ein weiterer Handelsname dieses Harzes ist Copal oro.
Copal Angola - Copalifera demeusii
Dieser schöne Copal ist relativ selten im Handel zu finden..
Es ist ein halberversteinertes Harz aus Ost und Zentralafrika und wird ebenfalls nachhaltig geerntet, also ohne den Baum zu verletzen. Das Aroma ist sehr weich, leicht zitronig und süßlich, es ist ein wirklich ein angenehmer Duft. Aber seine energetische Wirkung ist sehr stark, reinigt und öffnet extrem stark und man sollte bei der Dosierung vorsichtig sein.
Kauri-Copal aus Neuseeland - Agathis australis/ovat
Der Kauri Copal ist dem Copal aus Borneo sehr ähnlich, allerdings ist es seltener zu finden. Man verwendet die Bezeichnung Kauri copal aber für beide Copalsorten. Im Gegensatz zum Borneo Copal ist das aus Neuseeland stammende Harz, ein jahrtausende versteinertes, fossiles Baumharz. (Ein weiterer versteinerter Copal ist der Copal Madagaskar Fossil - Hymenaea verrucosa). Dort wurde es vor langer Zeit von den Kaurifichten bei ihrem Absterben in den feucht-sumpfigen Erdboden übergeben und dort für lange Zeit eingelagert und somit teilweise versteinert. Dies macht sich im Facettenreichtum des Duftes deutlich – praktisch jedes Stück des Copals hat einen anderen Duft, bedingt durch die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen der letzten Jahrtausende.
Die in Neuseeland ansässigen Maori wussten um die antiseptische Wirkung des Harzes und verwendeten es für Wundsalben und zur Zahnpflege. Auch als Zündstoff diente es, um Feuer zu entfachen und anzufeuern. Beim Verbrennen entstand dann ein spezieller Ruß, den man auffing und als traditionelle Tätowierfarbe verwendete.
Mitte des 19. Jahrhunderts begann der industrielle Abbau des Kauri-Copals durch die Europäer. In den nächsten 100 Jahren würden durch sie etwa 100.000t des Materials gefördert und nach Europa und Amerika verschifft werden. Dort wurde das Harz als chemisches Produktionsmittel für Lacke, Firnisse und Linoleum verwendet, bis es letztendlich durch kostengünstigere synthetische Materialien ersetzt wurde.
Der das Harz hervorbringende Baum ist die sogenannte „Kaurifichte“, von der Gattung „Agathis“, die auf der Südhalbkugel vorkommenden Copalbäume, welche etwa 30-50m hoch werden und mit den europäischen Fichten auch optisch viel gemeinsam haben. So haben auch ihre Harze charakterliche Teilähnlichkeiten.
Der Duft entsagt jeglicher Definition: Da es zu den unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen entstand, scheint sich hierbei kein erkennbarer roter Faden finden zu lassen. Die Grundnote ist recht süß bis teilweise vanilleartig, aber kann auch bis ins stechende, nach Verbrennung riechende ragen.