Weihrauch - Geschichte, Botanik, Ernte und Sorten

Weihrauch kennen die meisten Menschen aus der Erzählung über die drei Könige/Weisen, die das kostbare Harz mit Myrrhe und Gold dem kleinen Jesuskind brachten. Doch schon vor Christus Geburt und Jahrtausende danach wird das heilige Harz in den meisten Kulturen dieser Erde verwendet. Doch was ist Weihrauch überhaupt? Wie wächst er, aus welchem Baum kommt er? Und wieso hat er so einen hohen Stellenwert bei so zahlreichen Menschen, dass er sowohl in der Bibel, als auch im Koran und in vielen jahrtausendealten medizinischen Schriften auftaucht?

Schauen wir uns das wertvolle Harz einmal genauer an:

 

Der Weihrauchbaum

Wer bei einem Weihrauchbaum an unsere Fichten oder Eichen denkt, irrt sich. Zwar gibt es Weihraucharten, wie der Boswellia papyrifera, der eine recht ansehnliche Höhe von 8 Meter erreichen kann und auch im Oman findet man alte Bäume, die 10 Meter hoch sind, doch das ist eher die Ausnahme. 

Die meisten Weihrauchbäume sind eine Mischung aus Baum und Busch und erreichen eher Höhen zwischen zwei und sechs Meter. 

Boswellia dalzielii Baum
Hier haben wir ein schönes Bild, da zufällig ein Mann direkt neben dem Baum steht. Dieser Boswellia-dalzielii Weihrauchbaum steht im Norden Nigerias.
Weihrauchbaum Burkina Faso
Dies ist der höchste Weihrauchbaum, den ich je gesehen habe. Das Bild stammt von einem Freund aus Italien. Es zeigt den gleichen Weihrauchbaum wie oben, nur steht dieser in Burkina Faso.
Boswellia neglecta/rivae
Dieser Weihrauch-busch steht in Ogaden. Der Baum wird von den Einheimischen geerntet und mit Weihrauchharzen anderer Bäume gemischt. Wir importieren diesen Weihrauch aus den verschiedenen Bäumen und bieten ihn als "Honigweihrauch" an. 
Welche Höhe und welches Aussehen ein Weihrauchbaum nun hat, liegt natürlich an der eigenen Genetik der Art, aber auch an den Bedingungen der Region. Weihrauch wächst, mit wenigen Ausnahmen, in Trockengebieten mit sandiger Erde, teilweise auf Gestein.

Blicken wir einmal auf die Botanik des Baumes

Eine jede Pflanze wird in der Biologie systematisch dargestellt und in Ordnung, Familie, Gattungen und Art unterteilt. Wer kein Biologe ist, wird das vielleicht verwirrend finden, deswegen hier einmal ein Link zu Wikipedia, für jene, die es interessiert: biologische Systematik.

Der Weihrauchbaum selbst stellt eine Art da, wie zum Beispiel der Boswellia sacra. Diese Art unterliegt der Gattung "Weihrauch", der wissenschaftliche Name ist Boswellia, benannt nach einem englischen Arzt. Die Gattung Weihrauch gehört zur Familie der Balsambaumgewächse. 

Diese kleine Darstellung hat einen Sinn, denn der Name der Familie "Balsambaumgewächse / wissenschaftlich Burseraceae) zeigt sehr deutlich, warum diese Bäume so besonders sind. Diese Bäume produzieren ein balsamisches Harz.

Zu der Familie der Balsambaumgewächse gehört natürlich nicht nur Weihrauch, sondern auch andere harzspendende Bäume, wie z.B. die Gattung Commiphora (Myrrhe),  Bursera (z.B. Palo Santo) und Canarium (wie das beliebte Elemi).

Was diese Bäume der Familie der Balsambaumgewächse vereint, sind die feinen Kapillaren, die unter der Rinde sitzen und die beim Verletzen der Rinde aromatisches Harz freigeben. Im Grunde bezeichnet man dieses austretende Harz als ein Exsudat, also als ein Ausscheidungsprodukt des Baumes, um die Rinde wieder zu verschließen und zu heilen. Ich vergleiche das manchmal mit dem menschlicher Haut, denn wenn wir eine Hautverletzung haben, dann produziert unser Körper ebenfalls ein Exsudat, um die Wunde wieder zu verschließen.

Aber zurück zum Weihrauchbaum

Zur Gattung von Weihrauch zählt man zwischen 15 und 27 Arten, da es noch keine Möglichkeit gibt einen "biologischen Fingerabdruck" zu erstellen, weil hierfür noch die Analysemöglichkeiten fehlen. Wir importieren zwanzig unterschiedliche Weihrauchsorten und somit ist klar, dass die von Wissenschaftlern vermutete Zahl 15 nicht stimmen kann.
Die verschiedenen Weihraucharten werden an einer späteren Stelle im Artikel genauer beschrieben. Aber die bekanntesten Sorten der Gattung sind sicherlich der Boswellia sacra, der im Oman, Jemen und auch in Somalia wächst. Menschen, die Weihrauch aus medizinischen Gründen einnehmen, haben ganz gewiss schon einmal von der Art Boswellia serrata gehört, die überwiegend in der Medizin angewendet wird. Diese Art wächst überwiegend in Indien und teilweise in Pakistan.  

 

Aus was besteht Weihrauch?

Das aromatische Harz, das aus den Boswellia-Bäumen als Exsudat aus der Wund austritt, ist ein Öl-Gummen-Harz Gemisch. Es besteht aus wasserlöslichen Gummen, die einen Anteil von 10-35% ausmachen (es gibt aber auch Ausnahmen, wie z.B. Boswellia frereana), aus ätherischem Öl, der je nach Weihrauchart 2-12% Anteil beträgt und dem Harz, das 50-80% des Anteils ausmacht. Das Harz enthält einen hohen Terpenanteil und darin befinden sich auch die wertvollen Säuren (Boswelliasäure, Lupeolsäure), die seit Jahrzehnten bereits erforscht werden, da sie scheinbar so stark entzündungshemmend wirken, wie kein anderer Stoff in der Natur oder Chemie.  

 

Wo wächst Weihrauch?

In dieser Verbreitungskarte sieht man sehr deutlich, dass die Weihrauchbäume in einem "Gürtel" wachsen, die die klimatisch, geologischen und topografischen Bedingungen erfüllen, damit die Bäume wachsen. Auf der Karte nicht abgebildet, ist die Art Boswellia serrata, die auf Grund des halbtropischen Klimas in Indien und Pakistan eine Ausnahme darstellen. 

wo Weihrauch wächst

Boswellia sacra wächst hauptsächlich im Oman, teilweise auch im Grenzgebiet Jemen und auch vereinzelt in Somalia.
Der Boswellia carterii Baum ist endemisch für Somalia, Gerüchte über das Auftauchen dieser Art in anderen Ländern, konnte nicht bestätigt werden
Boswellia frereana finden wir ebenfalls ausschließlich in Somalia.
Die Weihrauchart Boswellia papyrifera finden wir in Äthiopien, Eritrea und im Sudan.
Boswellia dalzielii finden wir überwiegend im Norden Nigerias, sowie in Burkina Faso und vereinzelt in Senegal. 
Den Boswellia neglecta Weihrauch kann man im Süden Äthiopiens ernten, im Norden Kenias, in Somalia und auch in der somalisch-äthiopischen Region Ogaden. 
Die Weihrauchart Boswellia rivae finden wir in Somalia/Ogaden, Äthiopien sowie im Norden Kenias.
Der Weihrauchbaum Boswellia serrata ist weiter östlich in Asien zu finden, überwiegend in Indien, vereinzelt in Pakistan.
Und dann haben wir noch die besondere Insel Sokotra, auf der bis zu 8 verschiedene Weihraucharten endemisch sind und somit in keiner anderen Region in der Welt gefunden wurden. 

 

Die Geschichte des Weihrauchs

Auch wenn in anderen Kulturen Weihrauch schon viel länger bekannt ist, als in Unserer, so hat die westliche Welt das erste Mal durch die Bibel von Weihrauch erfahren. Weihrauch wird in der Bibel an verschiedenen Stellen erwähnt, in Exodus 34 kann man lesen, dass Gott Moses ein Rezept zur Anbetung und Opfergabe gab. In diesem Rezept ist Weihrauch ein Bestandteil. Und natürlich kennen wir die Weihnachtsgeschichte in denen die drei Könige/Weisen dem Jesuskind drei Opfergaben brachten, unter anderem Weihrauchharz.
Weihrauch gilt seit langer Zeit bereits als Opfergabe, bis in unsere heutige Zeit hinein. 

Doch wie bereits am Anfang erwähnt, taucht Weihrauch in zahlreichen heiligen Schriften auf, was den frühen Handel mit Weihrauch deutlich macht. Auch die erste Handelsroute der Welt ist durch den Handel von Weihrauch entstanden.

Das kostbare Harz wurde aber nicht nur zu religiösen Zwecken verwendet, auch seine medizinische Anwendung ist schon lange bekannt, wenn auch nicht bei uns. Und das Räuchern mit Weihrauch galt lange Zeit als natürliches Desinfektionsmittel, als es noch keine Chemieunternehmen gab und die Entwicklung des Periodensystems noch hunderte Jahre in der Zukunft lag. 

Die Geschichte des Weihrauchs und die Jahrtausende alten Handelsbeziehungen werden wir uns in einem Extra-Artikel genauer anschauen.: Geschichte und Handel 

 

Die Weihrauchernte 

Wenn man bedenkt, dass seit Jahrtausenden mit dem wertvollen Harz der Weihrauchbäume Handel betrieben hat, kann man sich vorstellen, wie traditionsreich die Ernte des Weihrauchs schon immer war. Heutzutage, da der Weihrauch überall und für jeden erhältlich ist, ist die Ernte des Weihrauchs nicht mehr so eine heilige Arbeit wie vor Jahrtausenden, als das Harz noch mit Gold aufgewogen wurde.

Wir brauchen uns keine Illusion zu machen: Die Ernte von Weihrauch ist teilweise eine sehr mühselige und anstrengende Arbeit. Zwar kann heutzutage der Transport des Weihrauchs mit Trucks und Pickup-Autos erledigt werden und nicht mit Eseln und Kamelen. Doch auch heutzutage ist dies auf Grund der mangelnden Zugänglichkeit per Auto nicht überall möglich.
Die Regel ist nach wie vor: Die meisten Weihrauchbäume, je nach Ernteland, sind schwer zugänglich. Das betrifft vor allem den Weihrauch, der aus den „Highlands“ stammt. In Somalia und teilweise auch in anderen Ländern, die geologisch verschiedene Höhen aufweisen, unterscheidet man die Qualitäten des Weihrauchs auch von der Ernteregion.

Bevor wir über die Ernte des Weihrauchs sprechen, muss man sich erstmal die Exportdaten der verschiedenen Länder anschauen. Dann kann man sich sehr bildhaft vorstellen welch eine große Industrie der Weihrauchhandel ist und wie viele Menschen an der Ernte beteiligt sind.

Natürlich gibt es keine genauen Daten darüber, welche Mengen Weihrauch aus den verschiedenen Ländern, in denen Weihrauchbäume wachsen, exportiert werden. Doch es gibt grobe Anhaltspunkte und Dokumentationen:

Wenn wir beim Beispiel Somalia bleiben, dann werden schätzungsweise jedes Jahr zwischen 1500 - 2000 Tonnen Weihrauch aus Somalia (inkl. der nicht anerkannten autonomen Region Somaliland) exportiert. Da jeder Baum, je nach Alter, Allgemeinzustand, Dicke der Äste/Stämme nur 2-8kg an Harz in einer Erntesaison freigibt, dann macht auch die folgende Schätzung Sinn: Man schätzt, dass in Somalia circa 10.000 Familien an der Weihrauchernte beteiligt sind. Die große Gefahr ist: Durch das gewachsene Interesse am ätherischen Öl des Weihrauchs ist es gut möglich, dass die Ernte in den nächsten Jahren drastisch steigt. Und das ist dann ein Problem.

Um ein Liter des Weihrauchöls zu destillieren, braucht es, je nach Qualität des Weihrauchs, 10-12kg Weihrauchharz. Aber das Geschäft der Öl-Industrien ist ein anderes Thema.

Wer nun bei dem Volumen der Ernte erschrickt, der könnte einmal einen Blick ins Nachbarland Äthiopien werfen. Ein Land, in dem es erwiesenermaßen eine deutliche Überernte und damit Schädigung der Weihrauchbäume gibt: Äthiopien.
Dort werden jedes Jahr circa 3000 Tonnen Weihrauch (Boswellia papyrifera) geerntet.

Wie wird Weihrauch geerntet?

Jedes Jahr aufs Neue ziehen tausende Ernter teilweise hundert Kilometer weit durch das Land und ernten das heilige Harz der Götter.
Auch wenn die verschiedenen Erntetechniken sich von Land zu Land ein wenig unterscheiden (abhängig davon wie traditionsreich die Ernte von Weihrauch ist), so haben sie doch alle ein gemeinsames Ziel: an das wertvolle Weihrauchharz zu gelangen. Dies kann dadurch geschehen, dass etwas tiefere Einschnitte am Baum vorgenommen werden, durch die das Harz herausfließt, oder indem die Rinde des Baumes zentimeterweise abgeschabt und entfernt wird. In früheren Zeiten und auch teilweise noch heute wird dafür ein Schabemesser namens Minqaf (Somalia) bzw. Manqaf (Oman) genutzt, das eher wie ein Spachtel vom Baumarkt aussieht als wie ein Messer.

Mit dem Schabemesser lässt sich die Rinde gut entfernen, ohne den Baum zu tief zu verletzen, was für den Baum sehr schlecht wäre, da es mehr als drei Jahre dauert, bis die Rinde wieder nachgewachsen ist. Nach der Entfernung der Rinde liegt jene Schicht des Baumes frei, in der die feinen Kapillaren liegen, die das Harz produzieren. Der Baum bildet ein Exsudat, das die oberflächliche Wunde am Baum verschließt.

Leider gibt es auch Länder und Ernter, die nicht die Tradition des Ernten von Weihrauchs einhalten und teilweise viel zu tiefe Einschnitte machen. Gründe hierfür sind zum Beispiel der Diebstahl des Weihrauchs. "Diebe" verletzten dann die Rinde zu tief, um den Weihrauch ernten und verkaufen zu können.

Ein weiteres Problem ist auch, dass in manchen Ländern auch die Rinde des Baumes als Medizin verwendet wird. Auch hier erfolgen oft zu tiefe und zu viele Einschnitte. Aber Gott sei Dank ist dies nicht die Regel.

Aber es gibt auch andere Gründe, warum der Baum "grober" geerntet wird. Beim Samburu Clan in Kenia zum Beispiel ist es oft so, dass lange Messer, ähnlich einer Machete zum Einsatz kommt. Aber dies geschieht hier dennoch nachhaltig, denn es werden nur durch natürliche Einflüsse gestorbene Bäume "geerntet".

 

Weihrauchernte Kenia Samburu

 

Das Verletzen der Rinde des Weihrauchbaums

Das Entfernen der Rinde und die Einschnitte erfolgen an mehreren Stellen eines Baumes. Die Anzahl der „Cuts“ ist abhängig von der Größe des Baumes, dem Umfang des Stammes und der Äste sowie dem Gesundheitszustandes Baumes. Auch erhalten die meisten Bäume eine "Ruhezeit", wobei diese unterschiedlich ist. Manche Bäume werden nur ein Jahr lang geerntet und darf das nächste Jahr ruhen. Bei manchen gibt es zwei Erntejahre oder auch eine viel längere Ruhezeit. Während der Heilungsphase und Ruhezeit der Bäume werden diese überwiegend nicht geerntet. 

Im Idealfall sieht die Ernte bei einem Weihrauchbaum folgendermaßen aus, wobei die Ernte in allen Ländern unterschiedliche Zeitpunkte haben. Nehmen wir als Beispiel den Boswellia carterii aus Somalia:

  • Der Baum ist mindestens 15 Jahre alt (eher älter)
  • Eine Ernte im Jahr zwischen April und Oktober
  • Der Baum hat nach jeder Erntesaison ein Jahr Ruhephase
  • Im Erntezeitraum gibt es 6 Ernten an einem Baum
  • Je nach Größe des Baumes gibt es zwischen 3-8 Stellen, an denen die Rinde entfernt wird. Die "Endwunde" sollte maximal 10cm groß sein.

Je nach Temperatur fließt das Weihrauchharz in einem unterschiedlichem Tempo aus der Wunde. Und auch welcher Weihrauch geerntet wird, bestimmt wann geerntet werden kann. Aber im Normallfall wird nach dem ersten Entfernen der Rinde circa 2 Wochen gewartet.

Hier sehen wir einen ersten Anschnitt, aufgenommen im Oman

Erste Ernte

Dann kommen die Ernte wieder, entfernen das hart gewordene Harz (aber es ist noch nicht 100% ausgehärtet), mit dem Entfernen des Harzes wird die ursprüngliche Wunde natürlich ein Stück vergrößert. Und dann ziehen die Ernte weiter und kommen wieder nach circa 2 Wochen wieder, um weiter zu ernten. Mit jeder Ernte und Entfernung der Rinde fließt mehr Weihrauch aus dem Baum heraus. Das Bild unten zeigt, welche Menge Weihrauch aus dem Baum herausfließt, wenn der Erntezyklus beendet ist

Weihrauch Ernte Ende

Nach dem Entfernen der Rinde bildet sich eine milchig-trübe Flüssigkeit. Dieses erste Harz gilt als unrein und ist von minderwertiger Qualität, allerdings gilt das nicht für alle Erzeuger und für alle Sorten. 

Je nach Alter, Erntegebiet, Sorte und anderen Faktoren gibt ein Baum „nur“ zwischen 2 kg bis 8 kg Weihrauch ab. Häufig stehen auf nur einem Hektar Land Hunderte von Weihrauchbäumen, die gleichzeitig geerntet werden. Oft werden die Grundstücke mit dem Weihrauch verpachtet. Zur Ernte kommen unzählige Erntehelfer, meist „Billigarbeiter“ aus dem Ausland, die für ein bisschen Geld, Essen und Kleidung diesen harten Job übernehmen. Da der Preis für Weihrauch im letzten Jahrhundert rapide gefallen ist und sich erst langsam wieder erhöht, war es für viele Erzeugerfamilien aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr möglich, die Weihrauchernte selbst fortzuführen, und deshalb haben Billigarbeiter diese Arbeit übernommen.

Es steht außer Frage, dass dies nicht optimal ist, denn die unerfahrenen Ernter gefährden die Bäume durch unsachgemäße Behandlung.
Wenn du einmal Weihrauch in der Hand hältst, der nicht aus Tränen oder Grieß besteht, sondern aussieht wie eine geschmolzene Masse, dann kann das, je nach Sorte, an der falschen Ernte liegen. In einigen Ländern, wie zum Beispiel Burkina Faso, gibt es keine gut organisierte Ernte mit mehreren Einschnitten und der Trocknung des Weihrauchs im Schatten. Liegt der geerntete Weihrauch während der Trocknung aber in der Sonne, können die Harzstücke miteinander verschmelzen und verkleben.

Nach der Ernte wird der Weihrauch, meist unsortiert, in Körben und anderen Auffangbehältern an einen trockenen, schattigen Platz gebracht, wenn möglich in Höhlen oder unter Bäumen, die genug Schatten bieten. Dort wird das Harz so lange gelagert, bis es ausgehärtet ist. Dieser Prozess kann einige Wochen dauern und ist natürlich auch von der Jahreszeit und dem Wetter abhängig. Anschließend kommt der Weihrauch zu den Sortierstellen der Händler. Der Weihrauch wird auf einen großen Haufen geschüttet und die Sortierer, oft Frauen, sortieren den Weihrauch nach den verschiedenen Qualitäten.

 

Nach der Ernte kommt die Sortierung

Wenn der Weihrauch geerntet und in die Sortierbetriebe gebracht wurde, beginnt die Arbeit der Sortierung und Reinigung (auch Schälung genannt). Diese Arbeit wird überwiegend von Frauen gemacht, allerdings gibt es auch hier natürlich Ausnahmen. Im Oman zum Beispiel machen diese Sortierung und Reinigung oft Männer, allerdings aus Indien oder Pakistan. Die Omanis sortieren selten selbst.

Jedes Weihrauchland hat eine eigene Qualitätssortierung, und je nach Verwendungszweck (als Heilmittel, zum Räuchern oder zum Destillieren) verändern sich manchmal die Qualitätsstufen. Man kann also keine einheitlichen Qualitätsstandards erwarten. Während zum Beispiel große Boswellia-sacra-Weihrauchtränen aus dem Oman als erste Qualität gehandelt werden, gelten beim Boswellia serrata die größeren Stücke als qualitativ schwächer, da sie weniger ätherische Öle enthalten. Das trifft auch bei der Gradierung des Boswellia papyrifera zu.

Dennoch hat sich durch den weltweiten Handel so etwas wie eine „Standardsortierung“ durchgesetzt, die nicht immer, aber oft gilt. Die Qualitätseinstufung wird „Grading“ genannt, deswegen spricht man auch von Grad 1 bis 4. Sie orientiert sich im Normalfall an Größe, Geruch und Farbe des Weihrauchs. Der grünliche Oman-Weihrauch hat eine höhere Qualität als der braune Weihrauch, der oft noch klebrig ist und Rindenreste beinhaltet. Aber schauen wir uns einmal die Gradierung, also die Qualitätsstufen beim Boswellia-papyrifera-Weihrauch an, von dem am meisten erzeugt und exportiert wird:

• Erste Qualität: helle Harzstücke über 6 mm Größe ohne Rinde oder Pulver. Sie werden auch „Tränen“ genannt. Manchmal findet man auch eine 1B-Qualität, bei der die Harzstücke größer und oft etwas dunkler sind.

• Zweite Qualität: Weihrauchstücke zwischen 4 mm bis 6 mm Größe. Dieser Weihrauch wird auch oft als „Pea-Size“ bezeichnet, also „Erbsengröße“.

• Dritte Qualität: sehr kleine Harzstücke. Sie werden auch „Grieß“ oder „Granen“ genannt, da sie nur eine Größe von 2 mm bis 5 mm haben.

• Vierte Qualität: dunklere Harzstücke, die oft noch Rindenreste enthalten

• Fünfte Qualität: entweder sehr dunkle Harzstücke oder sehr pulvriger Weihrauch mit vielen Rindenresten 

Der Mythos, dass Weihrauch hell sein muss

Wenn du dich einmal mit den verschiedenen Weihrauchsorten beschäftigst, wirst du feststellen, dass manche Sorten eher dunkel, manche gelb, mache hell-weiß, andere mit farblichen Schattierungen und wieder andere eher transparent sind. Diese Unterschiede sind abhängig vom Baum, vom Boden, vom Wasser und von der Sonne. Es gibt sehr viele Weihrauchnutzer und sogar Händler, die nach wie vor der Meinung sind, dass Weihrauch immer hell sein muss, damit er wirklich gut und rein ist. Ich teile diese Auffassung nicht, denn ein dunklerer Weihrauch aus Kenia ist sicherlich nicht unreiner oder schlechter als sein eher gelblich-weißer Bruder aus Äthiopien. Theoretisch könnte man sogar sagen, dass ein weißer Weihrauch unrein ist, denn er enthält im Gegensatz zu klarem oder transparentem Weihrauch relativ viel Gummenwasser. Die eher durchsichtigen Harze wären also aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung „reiner“.
Solche Reinheitsgedanken führen aber zu nichts. Jeder Weihrauch ist rein, jeder Weihrauch ist heilig, jeder Weihrauch ist gut, vorausgesetzt, die Qualität stimmt. Doch die Qualität von der Helligkeit des Weihrauchs abhängig zu machen, ist sinnlos. 

 

Was ist denn nun der beste Weihrauch?

Welcher Weihrauch denn nun der „Beste“ ist, ist ebenso eine sinnfreie Frage, die aber immer wieder gestellt wird. Genauso gut könnte man eine Tomate mit einer Gurke oder einer Paprika vergleichen.
Für viele ist der Oman-Weihrauch Boswellia sacra der beste der Welt. Klar ist, dass er zu den teuersten und reinsten Sorten gehört und dass in der Gegend von Dhofar wirklich besondere Weihrauchbäume wachsen. Würde man aber einem Inder als Gastgeschenk einen Oman-Weihrauch in der höchsten Qualitätsstufe überreichen, würde er vermutlich die Nase rümpfen und sagen: „Bitte bring mir das nächste Mal nicht so einen minderwertigen Weihrauch mit!“

Okay, der Inder würde das aus Höflichkeit eher denken, aber ich denke, das Beispiel verdeutlicht dennoch: Es gibt keinen besten Weihrauch! Jeder Weihrauch ist ein Geschenk des Himmels, jeder Weihrauch ist einzigartig, jeder Weihrauch ist genauso wertvoll und gut wie ein anderer! 

Zum Thema: Welchen Weihrauch kaufen gibt es ebenfalls einen eigenen Blogartikel: Welcher Weihrauch ist der Beste

 

Wie Weihrauch riecht

Viele Menschen verbinden den Duft von Weihrauch mit dem Rauch, der sich durch das Schwenken der Weihrauchgefäße in den Kirchen verbreitet. Doch es ist wichtig zu wissen, dass Weihrauch, der in der Kirche verwendet wurde und wird, nicht unbedingt das Harz der Boswelliabäume ist. Es ist nur „Rauch“, der „weiht“. Es gibt keine Regel, die besagt, dass in der Kirche echter Weihrauch verräuchert werden muss, und selbst wenn eine Kirche echten Weihrauch benutzt, ist es nicht immer derselbe: Eine Kirchengemeinde aus den USA hat mehrere Kilo Äthiopien-Weihrauch (Boswellia papyrifera) bei mir bestellt, also den günstigsten Weihrauch, eine andere Kirche hat nach Weihrauch-Ersatz gefragt, wie zum Beispiel Dammar (was natürlich kein Ersatz ist), und nur kurze Zeit später hat eine Kirche aus England Royal Hojari aus dem Oman (Boswellia sacra)  bestellt, also den teuersten Weihrauch.

Die meisten Kirchen nutzen Boswellia papyrifera, da er günstig ist, doch die Kirchen haben freie Hand, und oft werden Mischungen aus Weihrauch und anderen Harzen verwendet (und in manchen Kirchen auch synthetische Duftstoffe).

Es sollte also kein Grund sein, nicht mit Weihrauch zu räuchern, nur weil er einmal in der Kirche nicht gut gerochen hat. Denn erstens kann es sein, dass das gar kein echter und reiner Weihrauch war, und zweitens riecht jeder Weihrauch anders. Ein Boswellia papyrifera riecht anders als ein Boswellia rivae. Der Maydi-Weihrauch Boswellia frereana hat einen vollkommen anderen Duft als ein Weihrauch aus dem Oman. Auch wenn eine gewisse Grundnote im Duft aller Weihrauchsorten erkennbar ist, so riechen doch alle Weihrauchsorten anders. Die Sonne, der Regen, die Erde, die Baumsorten, ihr Alter, die Anbaugebiete, die Art und Weise sowie der Zeitpunkt der Ernte – all diese Faktoren haben großen Einfluss auf die Form des Weihrauchs, auf seine Farbe und natürlich auf den Duft. Wenn wir den Weihrauch mal aus chemischer Sicht betrachten, dann finden wir beinahe 400 Einzelstoffe, die seinen Geruch ausmachen. Ob α-Pinen, die im Sacra- oder Carterii-Weihrauch stark vertreten sind, oder α-Thujen, die man eher im Serrata und Frereana findet, bis hin zu Anethol, Estragol, Linalool, Camphen, Geraniol, Nerolidol, α-Terpinen und Octanol: So wie bei einem Orchester viele Instrumente zusammenspielen, ist es das Zusammenwirken von vielen Stoffen und Ölen, die das Dufterlebnis des Weihrauchs bestimmen.
Das Einfachste ist: ausprobieren. Am besten auf einem Weihrauchbrenner. Du wirst feststellen, dass jeder Weihrauch anders riecht und auch anders wirkt, denn Weihrauch hat unglaublich viele Facetten. Einen Artikel über die unterschiedlichen Aromen der verschiedenen Weihrauchsorten findet man hier: Wie riecht Weihrauch 

Die Problematik der Zuordnung

Bevor wir uns nun die verschiedenen Weihrauchsorten betrachten, muss noch kurz ein Hinweis über die Problematik der botanischen Zuordnung kommen.

Theoretisch spricht man von über 20 entdecken Weihraucharten, aber manche Botaniker behaupten, es gäbe in Wirklichkeit nur vier Arten, während andere wiederum die Meinung vertreten, es seien noch viel mehr. Doch sind diese Bäume wirklich Weihrauchbäume oder gehören sie einfach zu einer anderen Gattung der Balsambaumgewächse? Es ist nicht immer einfach, das genau zu bestimmen.

In der Botanik werden Pflanzen und Bäume nach Klasse, Familie, Gattung und Art systematisch eingeteilt. Für jede Gattung werden typische Merkmale bestimmt, wie zum Beispiel die Farbe der Rinde und das Aussehen der Blüten und der Blätter. Bei den Balsambaumgewächsen wird auch das Harz analysiert: Geruch, Größe, Farbe, Geschmack, Konsistenz und sein Verhalten beim Erhitzen helfen bei der Kategorisierung der Bäume. Doch diese Zuordnungen wurden in der Vergangenheit nicht ganz exakt vorgenommen. Heutzutage hat man zwar die Möglichkeit der Genuntersuchung und anderer chemischer Analysen, doch diese sind kostspielig und nicht sehr einfach umzusetzen. Viele Jahre lang bestand überhaupt kein Interesse daran, die aufwendigen Analysen durchzuführen, was sich jetzt aber durch die Erforschung der medizinischen Wirkung von Weihrauch ändern dürfte.

Ein weiteres Problem ist, dass es häufig mehrere botanische Bezeichnungen für ein und denselben Weihrauchbaum gibt. So kommt es vor, dass Botaniker und Forscher in einem Erntegebiet eine Weihrauchart entdecken und ihr einen Namen geben, manchmal den eigenen Familiennamen, obwohl bereits ein anderer Botaniker in einem anderen Land diesen Weihrauchbaum bereits entdeckt und benannt hat. Um drei Beispiele zu nennen: Der Weihrauchbaum Boswellia papyrifera, der natürlich nicht nur in Äthiopien und Eritrea wächst, sondern vereinzelt auch in vielen Nachbarländern gesichtet wurde, trägt manchmal die Synonyme Boswellia odorata und Boswellia occidentalis. Boswellia dalzielii in Burkina Faso wird zu Unrecht als Boswellia papyrifera deklariert. Außerdem diskutieren Botaniker, ob Boswellia carterii (Haupternteort: Somalia) und Boswellia sacra (Haupternteort: Oman) nicht dieselben Bäume sind, wobei dies ebenfalls auf Grund moderner Analysen widerlegt ist. Aber tatsächlich denken die meisten Wissenschaftler, dass Boswellia carterii und sacra eine Art sind. Und so bezeichnen viele den Baum als "Boswellia sacra syn carterii"

Da es so viele Synonyme und Unklarheiten gibt, beschreiben wir hier nur den Weihrauch der Bäume, die bekannt und eindeutig zuzuordnen sind, sowie ein paar besondere Weihrauchbäume, die einfach genannt werden sollten. Natürlich wäre es am besten, jeden einzelnen Baum gründlich zu erforschen und zu analysieren. Doch dies ist aufgrund der mangelnden Möglichkeiten der Analysen schwierig. Zwar gab es in den letzten Jahren die ersten Untersuchungen über das Verwandschaftsverhältnis unter den Boswellia Arten, zum Beispiel auf Grund der Zusammensetzung der Boswelliasäuren und Terpenen. Aber bisher gibt es keinen wirklichen "Fingerabdruck", den man verstehen könnte. 

 

Die verschiedenen Weihrauchsorten

In diesem Artikel werden "nur" jene Weihrauchsorten vorgestellt, deren Botanik gesichert sind und die wir als Räucherwelt (wir haben das umfangreichste Weihrauchsortiment der Welt und importieren ausschließlich selbst) klar klassifizieren können. Als kleine Besonderheit müssen aber auch jene Weihrauchsorten aus Sokotra vorgestellt werden, denn sie sind rar und haben besondere Aromen entwickelt.

Fangen wir am Besten mit den Weihrauch an, der die verschiedensten Qualitäten hat. Auf Grund der besonderen Region, in denen die Bäume wachsen. Außerdem ist er der beliebteste Weihrauch und bekommt deswegen ein bisschen mehr Aufmerksamkeit:

 

Boswellia sacra 

Das Weihrauchharz aus dem Oman gehört zu den teuersten Sorten, die in großen Mengen verfügbar sind. Es wird auch gesagt, dass der Oman-Weihrauch, der reinste oder beste Weihrauch der Welt sei. Nun, das ist natürlich schwierig zu sagen, schließlich führt diese Diskussion zu nichts. Jeder Weihrauch ist einzigartig und jeder Weihrauch ist gut. Doch der Weihrauch aus dem Oman hat ein gewisses Image in den Jahrtausenden erhalten und gilt für viele tatsächlich als besonders reiner Weihrauch.

Der Weihrauch mit dem botanischen Namen Boswellia sacra stammt überwiegend aus der Region Dhofar im Westen Omans, doch auch im Osten von Jemen in der Hadramaut Region findet man diese Bäume.

Der meiste Weihrauch stammt aus der Dhofar-Region, die eine Gebirgskette ist und verschiedene Qualitäten des Weihrauchs darbietet. Das Gebirge hat unterschiedliche Höhen und somit auch Niederschlagszonen, was wiederum verschiedene Weihrauchsorten mit unterschiedlichem Verhalten, Duft und Form hervorbringt. Der bekannteste Weihrauch, bzw der Beliebteste, ist sicherlich der Al-Hojari Weihrauch, auch Hugar oder al Hugari genannt.

Da der Boswellia sacra soviele verschiedene Qualitäten und Besonderheiten hat, widmen wir uns ihm in einem extra Blog-Artikel: Oman Weihrauch - Boswellia sacra 

Okay, schauen wir uns mal die anderen Weihrauchsorten an, die auch deutlich weniger Erklärungen brauchen:

 

Boswellia carterii 

Es gibt viele verschiedene Arten von Weihrauchbäumen, die in Somalia wachsen, doch die größte Population macht zweifelsohne Boswellia carterii aus. Somalia ist neben Äthiopien der größte Exporteur von Weihrauch, und es ist kein Wunder, dass Weihrauch in Somalia zum täglichen Leben gehört.
Während hierzulande der Bedarf an Weihrauch vor allem an christlichen Feiertagen und Weihnachten rapide steigt, wird Weihrauch in Somalia jeden Tag verräuchert, ob nach dem Essen, um schlechte Gerüche zu vertreiben, um Mücken zu verjagen oder auch, um Besucher gebührend zu empfangen.

Carterii Weihrauch


Aussehen:
Die Farbe des somalischen Boswellia-carterii-Weihrauchs leuchtet intensiv golden, honigfarben bis gelblich, kann aber auch grünlich sein. Es gibt sehr große Tränen, ähnlich wie beim Weihrauch des Boswellia sacra, aber auch viel in Erbsengröße. 

Erntegebiete:
Somalia/Somaliland

Duft:
Je nach Ernteregion unterscheiden sich die Qualität und der Duft des Carterii-Weihrauchs. Der Duft des Weihrauchs Boswellia carterii ist sehr balsamisch mit intensiver Piniennote und einer leichten Zitrus- und Ambernote.

Wirkung beim Räuchern:
Die Wirkung des Weihrauchs ist sehr zentrierend und entspannend. Sein Rauch hilft beim Fokussieren und der Innenschau, vor allem in Zeiten der Neuorientierung. Somit ist der Boswellia-carterii-Weihrauch ein gutes Räuchermittel für unsere tägliche geistige Arbeit und die Meditation.

Weitere Verwendung:
Der Weihrauch dient in seinen Herkunftsländern zur Vertreibung böser Geister und der Heilung von Krankheiten, und ist der bevorzugte Räucherstoff bei Ritualen und feierlichen Zeremonien. Im medizinischen Bereich wird Weihrauch traditionell vor allem bei Entzündungen und Verdauungsproblemen angewendet, vor allem als Weihrauchwasser. 

 

Exkurs: Die Besonderheit von Somalia

Heutzutage wird zum Räuchern sehr gern der Weihrauch Boswellia sacra aus dem Oman verwendet, denn er gilt als reinster und edelster Weihrauch. Fraglos haben sein Duft und die Vielfalt der Farben etwas Besonderes, dennoch empfinde ich es als wichtig, auch über das Weihrauchland Somalia zu sprechen. Denn Weihrauch und Somalia gehört untrennbar zusammen. Weihrauch und Myrrhe sind wichtige Exportgüter des Landes und machen einen erheblichen Teil des Bruttosozialprodukts aus. 

Bis zu acht!! Weihrauchbaumarten und etliche Commiphora-Arten wachsen in Somalia, das ist einzigartig auf der Erde. 

Man muss sich nur einmal die Zeit nehmen, Aufnahmen von der Sanaag- oder Bari-Region anzuschauen, vor allem vom Cal-Madow-Gebirge und den Abertausenden grünen Weihrauchbäumen, die dort wachsen. Welch eine Schönheit diese Wälder ausstrahlen! Gerade die Region Bari am Horn von Afrika ist bekannt für ihren Weihrauch, und die Bäume profitieren von der besonderen Lage. Der Boden und die klimatischen Bedingungen in Bari sind beste Voraussetzungen für gesunde Bäume und eine sehr gute Qualität des Weihrauchs.  

Cal Madow

Umso bedauerlicher ist es, dass Somalia ein politisch zerstrittenes und teilweise sehr armes Land ist, das überwiegend von Clans regiert wird. Diese Zerstrittenheit macht sich gerade auf Cal Madow bemerkbar, denn sowohl die autonome Region Somaliland als auch die halbautonome Region Puntland beanspruchen das Gebiet für sich. Wir Europäer sind an dieser Zerstrittenheit nicht unschuldig, doch das ist ein anderes Thema. 

 

Boswellia frereana

Auch wenn man keines seiner Kinder bevorzugen sollte, so muss ich doch sagen, dass ich den „Maydi“-Weihrauch Boswellia frereana ein Quäntchen mehr liebe als andere Weihrauchsorten. Wenn ich den Baum sehe, dann berührt mich etwas in meinem Herzen, das schwer zu beschreiben ist. Der Duft wirkt in mir stärker als jeder andere Weihrauchduft. Der Maydi-Weihrauch Boswellia frereana wird oft „Königsweihrauch“ genannt, vermutlich wegen seiner schönen goldenen Farbe. Doch auch seine besonders langen Formen (Boswellia frereana Weihrauch hat kaum Gummen und bildet somit keine "Tränen") und die Tatsache, dass der Boswellia- frereana-Baum teilweise zwischen Felsen wächst, macht ihn für mich so besonders.

 Maydi Weihrauch

 

Aussehen:
Der Weihrauch Boswellia frereana ist ein eher sprödes Harz, das eine leicht- bis mittelgoldene Farbe hat. Vor allem die erste Qualität besteht aus langen Harzstücken mit intensiver gold-weißer Farbe. Da der Weihrauch des Boswellia frereana relativ wenig Gummen-Anteile hat, läuft das Harz beim Ernten die Rinde herunter und bildet schöne lange und flache Formen. Der Weihrauchbaum Boswellia frereana ist übrigens im Vergleich zu so manchen seiner „Brüder“ kein Busch und verdient deshalb die Bezeichnung „Baum“.

Erntegebiete:
Den Weihrauchbaum Boswellia frereana findet man in Somalia, doch dort kommt er nicht so zahlreich vor wie Boswellia carterii, da er höhere Regionen und felsiges Gelände bevorzugt.

Duft:
Zwar riecht der Maydi-Weihrauch nach Weihrauch, doch sein Duft ist vielfältiger als bei anderen Sorten. Er hat, wie der Oman-Weihrauch, die typische Zitrus- und Fruchtnote, und eine balsamische Note, wie Boswellia-carterii-Weihrauch, doch es schwingt auch ein Hauch von Kiefer, Moschus, Pfeffer und anderen holzigen Duftnoten mit.

Wirkung beim Räuchern:
Maydi-Weihrauch wirkt auf körperlicher, mentaler und emotionaler Ebene sehr beruhigend, entspannend, ausgleichend und stärkend. Während andere Weihrauchsorten eher auf den Geist wirken, andere mehr auf den Körper, so wirkt der Frereana-Weihrauch bei mir in allen Bereichen harmonisierend. Ich empfinde ihn auch als sehr tröstlich.

Weitere Verwendung:
Im Vergleich zu Boswellia serrata und Boswellia carterii ist Boswellia frereana noch recht unerforscht. Zwar wird der Weihrauch in der Medizin bei der Behandlung von Verdauungsstörungen und Infektionskrankheiten verwendet, und es gibt auch zwei Studien über seine Wirksamkeit bei Athrose, doch man findet den Weihrauch des Boswellia frereana eher in der Industrie oder auch in den Mündern der Menschen – als natürlichen Kaugummi. Da der Frereana-Weihrauch einen hohen Harzgehalt und niedrigen Gummigehalt hat, ist er wirklich besonders gut zu kauen, weil er sich im Mund nicht auflöst. Als Kaugummi wirkt er stressabbauend, wirkt gegen Entzündungen im Mund und Magen-Darm-Trakt und erfrischt den Atem.

 

Boswellia serrata

Zweifelsohne ist der indische Weihrauch des Boswellia-serrata-Baumes der am besten erforschte Weihrauch und hat eine uralte Tradition, sowohl medizinisch als auch rituell. Schon im „Bhava Prakasha“, einem jahrhundertealten ayurvedischen Buch, wurde der indische Weihrauch, als medizinisches Mittel empfohlen. Auch bei uns in Deutschland ist der indische Weihrauch sehr bekannt, da er als einzige Weihrauchsorte überhaupt eine Arzneimittelprüfung durchlaufen hat und somit als Heilmittel erhältlich ist. Weniger bekannt und weniger beliebt ist der indische Weihrauch hierzulande als Räucherweihrauch, da er mehr „qualmt“ als seine Brüder und auch sehr viel würziger riecht.

indischer Weihrauch

Aussehen:
Das Harz ist gelb bis orange und ist den afrikanischen Sorten von Boswellia carterii sehr ähnlich, obwohl es in der Regel dunkler und weniger transparent ist. 

Erntegebiete:
Den indischen Weihrauch findet man in tropischen Wäldern, vor allem in Rajasthan, Andra Pradesh, Madhya Pradesh, Uttar Pradesh, Jharkhand und Gujarat, aber auch in Pakistan.

Der Duft:
Der Duft von Shallaki ist sehr balsamisch und würzig. Deshalb ist er sehr gut dazu geeignet, um Mücken und anderes „Ungeziefer“ zu vertreiben.

Wirkung beim Räuchern:
Obwohl in den Kirchen überwiegend der Weihrauch von Boswellia papyrifera genutzt wird, sehe ich im indischen Weihrauch den Ritualweihrauch. Es ist der Duft und die Wirkung, die so einen „sakralen“ Eindruck hinterlassen. Der indische Weihrauch wirkt energetisch festigend auf mich und führt mich tief nach innen. Er ist das ideale Räucherharz für das tägliche Gebet.


Weitere Anwendungen:
Weihrauch wird in Indien natürlich auch für religiöse und rituelle Zwecke genutzt, doch seine Bekanntheit wurzelt doch eher in der ayurvedischen Medizin. Wurzelproben und verschiedene Zubereitungsarten der Pflanze haben Anti-Krebs-Eigenschaften ergeben. Den Extrakten werden beruhigende und angstlösende Eigenschaften mit antidepressiver Wirkung zugeschrieben. Shallaki wird benutzt, um Entzündungen und Arthrosebeschwerden zu reduzieren. Es soll schmerzlindernd, entzündungshemmend, harntreibend und beruhigend wirken und wird bei Darm- und Menstruationsbeschwerden eingesetzt. In der ayurvedischen Medizin wird der indische Weihrauch bei der Behandlung von chronischen Lungenerkrankungen, Durchfall, Dysenterie, Menorrhö, Dysmenorrhö, Gonorrhö, Leberstörungen, Hämorrhoiden und Syphilis verwendet.


Es scheint, als ob der indische Weihrauch ein breiteres Wirkungsspektrum hat als andere Weihrauchsorten. Das ist nicht so, doch er ist einfach besser erforscht, und die meisten bisherigen Studien wurden mit dem indischen Weihrauch durchgeführt.
Zwar hat Weihrauch aus Indien einen hohen Anteil an α-Thujen und ist dadurch im höheren Maße antibakteriell, doch die meisten Wirkungsergebnisse treffen auch auf viele andere Weihrauchsorten zu. Sein Anteil an Boswelliasäure ist dagegen relativ niedrig. Hier findest du in unserem Weihrauchblog übrigens eine Auflistung aller Weihrauchsorten und deren Gehalt an Boswelliasäuren: Boswelliasäuren im Weihrauch

 

Boswellia papyrifera

Die Weihrauchsorte Boswellia papyrifera ist die bekannteste Weihrauchsorte und wird am meisten exportiert. Vor allem die Kirchen und Firmen, die Weihrauchmischungen und Aromaweihrauch herstellen, haben großes Interesse daran, da es große Mengen gibt und der Weihrauch günstig zu erwerben ist.

Weihrauch Äthiopien

Aussehen:
Der Weihrauch Boswellia papyrifera hat oft eine trübe, goldenhelle Farbe. Teilweise gibt es leicht grünliche Anteile und weiße Tränen. Die Tränen sind überwiegend zwischen 3 mm bis 6 mm groß, selten über 1 cm. Man findet aber auch größere Tränen des Weihrauchs

Erntegebiete:
Boswellia papyrifera wächst in trockenen und felsigen Umgebungen und überwiegend in höheren Lagen. Am häufigsten findet man den Weihrauchbaum in Äthiopien, gefolgt von Eritrea und dem Sudan. Da der Boswellia papyrifera in Äthiopien und Eritrea unter Überernte leidet, sollte man lieber zum sudanesischen Boswellia papyrifera greifen. Hier gibt es dazu einen Artikel in unserem Blog: 

Wieso der Sudan-Weihrauch der bessere Papyrifera ist

Duft:
Der Duft ähnelt dem Boswellia-carterii-Weihrauch (Somalia), hat also eher einen balsamisch-warmen Geruch mit leichter Zitrusnote. Der größte Unterschied liegt in der bitteren und würzigeren Note, die ein wenig an Pfeffer und Orangenschalen erinnert.


Wirkung beim Räuchern:
Der Weihrauch vom Boswellia papyrifera wirkt erhebend auf energetische Felder. Der Rauch erzeugt in mir Harmonie, ein Aufatmen, das Gefühl von „alles ist gut“. Dabei wirkt der Boswellia papyrifera nicht unbedingt tröstlich wie ein Maydi oder ein rötlicher Hojari, aber er erhellt das Innere und Äußere. Man fühlt sich ausgeglichener und leichter, wenn man mit diesem Weihrauch räuchert. Diese Wirkung könnte auf Incensol-Acetat beruhen, das im Boswellia-papyrifera-Weihrauch stärker enthalten ist als in den anderen Weihrauchsorten. Incensol-Acetat soll laut ersten Studien angstlösend und antidepressiv wirken.


Weitere Anwendungen:
Außerhalb der Weihrauchproduktion wird der Weihrauch auch für die Kosmetikherstellung verwendet, teilweise als Fixiermittel. Das Holz des Weihrauchbaumes wurde im Sudan früher zu Stiften, Schachteln, Streichhölzern, Werkzeuggriffen, Bilderrahmen usw. verarbeitet. In Äthiopien wird der Weihrauch nicht nur bei Gebeten und Zeremonien verräuchert, sondern auch im Alltag genutzt. Er wird zum Beispiel nach dem Essen und zum Kaffee verräuchert, um Gerüche zu vertreiben und für Wohlbefinden zu sorgen.

Exkurs: Äthiopien-Weihrauch, der Rausch-Weihrauch?

Manche Kirchgänger und Messdiener berichteten von Übelkeit, Schwindelgefühl und rauschähnlichen Zuständen, wenn sie zu lange den Rauch des Boswellia-papyrifera-Weihrauchs eingeatmet haben. Tatsächlich zeigen Forschungen, dass gerade dieser Weihrauch, der gern in den Kirchen verwendet wird, außergewöhnlich reich an Incensol und Incensol-Acetat ist, jene Stoffe, die den Tprv3-Kanal im Gehirn aktivieren und so vermutlich die Stimmung beeinflussen.
Ein Freund hat einmal Weihrauchtee getrunken und fragte mich erstaunt, wieso ich bei meinem ständigen Kontakt mit Weihrauch nicht „dauer-stoned“ sei. Dieser Freund nimmt auch Marihuana zu sich, und vielleicht hat Weihrauch die gleichen Synapsen bei ihm befeuert, denn er spürte einen gewissen Rauschzustand. Bei mir und dem Großteil der Anwender hat der Weihrauch allerdings nicht diese Wirkung

 

Boswellia rivae

Boswellia rivae ist wirklich etwas Besonderes. Vor vielen Jahren kam einmal ein Container aus Somalia bei uns im Lager an und darin waren einige Weihrauchraritäten, die auf dem deutschen Markt gar nicht verfügbar waren. Da die Ernte bei den selten genutzten Weihrauchsorten (Honigweihrauch, Muqlo, Beeyo Madow, Mirafur)  aus Somalia nicht so gut organisiert ist, passiert es sehr oft, dass der Weihrauch in der Hitze einfach nur zusammen klebt. Und so kam auch dieser Weihrauch als ein riesiger Block an, den wir mit Hammer und Meisel mühsam in kleine Brocken hammern mussten.

Doch beim Hämmern kam das Aroma zur Geltung und ich hatte mich verliebt. Er roch süßlich.

Deswegen hat der Boswellia rivae auch den Beinamen "süßer Weihrauch“-

In dem Bild des Mirafur Boswellia rivae ist der erste Grad abgebildet. Wir haben nach späteren Jahren auch eine "bessere Qualität" importiert und bieten diese als 1. Grad an


Rivae Weihrauch

Aussehen:
Der Boswellia-rivae-Weihrauch hat eine gräuliche Färbung und sieht aus wie kleine graue Steine. Selten gibt es auch honigfarbene Tränen, so wie in dem Bild oben. Der Weihrauch ist eher ein sprödes Harz, auch wenn er, je nach Frischegrad, innen sehr klebrig sein kann.

Erntegebiete:
Der Weihrauchbaum wächst überwiegend in der Ogaden-Region zwischen Äthiopien und Somalia, teilweise auch in Kenia.

Der Duft:
Der Geruch des Weihrauchs ist sehr interessant, da er eine gewisse Süße im Duft trägt, die an Süßholz und Orangenblüten erinnert, aber auch etwas Schärfe, dem Zimt ähnlich. Das Aroma ist aber leicht erdig und krautig.


Wirkung beim Verräuchern: 
Der Rivae-Weihrauch wirkt beruhigend und harmonisierend auf die energetischen Felder von Menschen und Räumen. Gleichzeitig hilft er uns beim Zentrieren und bei der Innenschau. Er unterstützt uns also bei unseren täglichen Ritualen und sollte bei Segensritualen verwendet werden. Er ist ein echter Herzöffner und wird deswegen auch in unserer Räuchermischung Herzöffner verwendet.

 

Boswellia dalzielii

Dieser Weihrauch ist ebenfalls sehr unbekannt und wir waren die Ersten in Europa, die sich gewagt haben eine Tonne aus Nigeria zu importieren. Dadurch, dass dieser unbekannte Weihrauch dann in Deutschland erhältlich war, haben wir der Universität Ulm den Weihrauch zur Analyse geschickt. Und es kam dabei heraus: Der Boswellia dalzielii Weihrauch ist der gesündeste Weihrauch, den es gibt. Denn sein Gehalt an Boswelliasäuren ist unglaublich hoch. 

Boswellia dalzielii

Aussehen:
Das Aussehen des Weihrauchs hängt sehr stark von der Ernte und der Region ab. Er kommt im Normalfall untersortiert, das heißt, man findet zwar große goldene Tränen, aber auch Grieß und Rindenstücke. Im Norden Nigerias kann es gut sein, dass man eine Ernte hat, die überwiegend aus sehr grünen Tränen besteht. In Burkina Faso sind die Tränen eher gelblich und dunkler

Erntegebiete:
Dieser seltene Weihrauch wächst in Nigeria, Burkina Faso und vereinzelt in Senegal.

Duft:
Der Duft des Dalzielii-Weihrauchs hat etwas sehr Erfrischendes und Reinigendes. Als ich den Dalzielii das erste Mal im Mund hatte, hat mich der Geschmack sehr überrascht. Denn bevor ich einen Weihrauch das erste Mal räuchere, probiere ich ihn erst einmal geschmacklich aus. Der Duft dieses Weihrauchs ist zwar auch sehr fruchtig und zitronig, doch mit einem starken Minz- und Kampferduft. Er ist reich an ätherischen Ölen und im Duft sehr intensiv. Beim Destillieren zeigt sich, wie reichhaltig an ätherischen Ölen dieser Weihrauch ist. Die Ausbeute liegt beim Destillieren bei 12%, da kommt sonst nur der dunkle Weihrauch aus dem Süden Dhofars dran.

Wirkung beim Verräuchern:
Das Räuchern mit diesem Weihrauch hinterlässt ein Gefühl, als ob durch einen heftigen Regenguss die Atmosphäre gereinigt wurde. Der Weihrauch hilft mir, wenn ich mich konzentrieren und fokussiert bleiben muss, wie zum Beispiel beim Schreiben spät abends.

Weitere Verwendung:
Der Boswellia dalzielii hat den höchsten Gehalt an Boswelliasäuren, besonders der Weihrauch auch Nigeria. Ansonsten ist dieser Weihrauch aber noch recht unerforscht. Ein Sud der Rinde soll von Einheimischen bei Verdauungsproblemen getrunken werden. Der Weihrauch gilt als fiebersenkendes, leberstärkendes Mittel und wird in Burkina Faso zur Behandlung von Arthritis und Infektionen genutzt.

 

Boswellia occulta 

Dieser Weihrauch ist vollkommen unbekannt. Er stammt ebenfalls aus der Sanaag Region und wird dort schon immer gemeinsam mit dem Boswellia carterii Weihrauch geerntet. Ein großer Kosmetikhersteller in den USA hatte einmal das ätherische Öl, das sie für ihre Produkte erhalten hatte, analysieren lassen und fanden Methylester, eine chemische Verbindung. Das gesamte ätherische Öl wurde entsorgt, weil man dachte, dass der Weihrauch irgendwie verunreingt war. Die Botanikerin Anjanette DeCarlo musste aber wohl die Verunreinigung für unglaubwürdig erachtet haben, wie soll schließlich ein Baum verunreingt werden und machte sich auf die Suche. Sie fand Bäume in der Region, die zwar dem Boswellia carterii ähnlich waren, aber dennoch andere Merkmale aufwies. Sie gab dem Weihrauchbaum den Namen Boswellia occulta.

Sie erntete das Harz, analysierte das Öl und war erstaunt. Denn im Öl fand sie wieder diese chemische Verbindung, obwohl es definitiv keine Verunreinigung gab.

Im Jahr 2021 sorgte mein Lieferant aus Somalia dafür, dass die Ernte der Bäume separiert wird und wir importierten diesen besonderen Weihrauch. 

occulta

Aussehen:
Das Aussehen ist dem Boswellia carterii ähnlich, nur ist der Weihrauch dunkler und bisher auch nicht sauber geschält. Es gibt also immer wieder mal Rindenstücke. 

Ernteort:
Somalia

Duft:
Jetzt wird es interessant und am Besten ist jeder probiert den Weihrauch mal aus. Sein Aroma riecht deutlich nach Grapefruit, leicht nach Minze, und hat durch die chemischen Verbindungen einen sehr bitteres Benzin-Aroma. Anders kann ich es nicht beschreiben.

Wirkung beim Verräuchern:
Die Grundwirkung jedes Weihrauchs, energetisch betrachtet, ist segnend und verbindend. Der Boswellia occulta hat ebenfalls diese Grundenergie,aber sehr viel stärker als alle anderen Weihrauchsorten. Seine Kraft ist beinahe archaisch und brachial. Mein Gefühl sagt mir, dass wir es hier mit dem UR-Weihrauchbaum zu tun haben und alle anderen Weihraucharten aus ihm entstanden sind.

 

Nun haben wir schon einen ordentlichen Überblick über die Weihrauchsorten. Aber natürlich gibt es noch mehr Weihraucharten. Die nächste Art wird die Komplizierteste.

 

Boswellia neglecta 

Der Nachteil daran, dass man Forscher ist und Weihrauch liebt, ist dass man nicht damit aufhören kann. Den Boswellia neglecta (übrigens ist es manchmal lustig sich die botanischen Namen genauer anzuschauen: "neglected" ist englisch und bedeutet "vernachlässigt") gibt es schon seit ein paar Jahren auf dem Markt. Ein italienischer Freund hat den Boswellia neglecta Weihrauch vor vielen Jahren schon aus Äthiopien importiert und gab ihm den Namen Borena, angelehnt hat die Ernteregion.

Mit den Jahren aber fand ich weitere Boswellia neglecta Bäume und es wurde immer undurchsichtiger. Auch deswegen, weil der Baum einfach mal wieder nicht so aussieht, wie seine Brüder und vor allem, weil teilweise charakteristische Dornen an den Ästen zu sehen sind, was eher zu der Spezies Commiphora passt.

Hier einmal der Boswellia neglecta aus Kenia

Boswellia neglecta

Der Boswellia neglecta Weihrauch aus Äthiopien war relativ unbeliebt, aber man kannte ihn schon. Aber wenig später erhielten wir Boswellia neglecta Weihrauch aus Kenia. Er war dem äthiopischen Neglecta-Weihrauch sehr ähnlich. Aber die Kuriosität nimmt noch zu. Mein Lieferant aus Somalia sagte mir, dass er in einer Region war, in der verschiedene Weihrauchbäume waren, die alle ein dunkles Harz absonderten, durch natürliche Verletzungen.

Ich versuche es einmal abzukürzen: Dieser "vernachlässigte" Boswellia neglecta, den keiner wirklich ernten wollte, finden wir nicht nur in Äthiopien, sondern auch in Kenia, Somalia und in Ogaden. Und alle Bäume sind ein bisschen anders als die anderen Brüder. Und alle riechen zwar ähnlich, aber doch anders.

Es gibt noch weitere Kuriositäten, doch lasst uns nur noch über eine sprechen: Die Bäume können teilweise auch ein helles Harz absondern.

 Kenia neglecta

Aussehen:
Der Großteil des Boswellia neglecta ist ein dunkles Harz, das teilweise aber auch sehr rundlich sein kann, wie beim Muqlo aus Somalia, aber auch helle Tränen (sehr selten) wie beim Neglecta-Weihrauch der kenianischen Bäume. Oft ist der Weihrauch relativ "bröselig", je nach Sorte aber innen sehr klebrig.

Ernteort:
Kenia, Äthiopien, Ogaden, Somalia

Duft:
Es gibt nicht den "Einen Duft", da je nach Ernteregion doch die aromatischen Unterschiede deutlich sind. Aber was alle Neglecta-Sorten vereint ist ein hoher Anteil an Terpenin. Das Aroma erinnert somit an Tannenbäume, an Erde, aber auch an Eukalyptus. Der Duft des Boswellia neglecta aus Kenia ist sehr erdig, teilweise sogar etwas süßlich, wie Vanille. Die größeren Stücke des Harzes sind innen noch frisch und sehr klebrig und haben einen Duft, der leicht an Kampfer erinnert. Der Neglecta-Mix aus Somalia verbreitet einen angenehmen, leicht süßlichen Duft, der ein wenig nach Honig riecht. Der dunkelgraue Muqlo-Weihrauch aus Somalia ist sehr balsamisch, doch auch etwas krautig und süßlich, wie feiner Orangenblütenduft.

Wirkung beim Verräuchern:
Der Boswellia Neglecta aus Kenia ist ein idealer Luftreiniger, da er eine geklärte Energie hinterlässt. Er wirkt nicht nur erdend und beruhigend, sondern auch zentrierend. Der Honigweihrauch (Neglecta-Mix) aus Somalia hat eine sehr interessante Wirkung, denn er hinterlässt im Raum eine spielerische Leichtigkeit und Ruhe, besitzt aber gleichzeitig die öffnende und verbindende Energie, die fast alle Weihrauchharze in sich tragen. Muqlo-Weihrauch wirkt beruhigend und segnend. Für Segensrituale ist er deshalb hervorragend geeignet.

Weitere Anwendungen:
Der Neglecta-Weihrauch wird von den Afrikanern nicht nur zum Räuchern genutzt, zum Beispiel für Friedensrituale oder zur Abwehr von Insekten, sondern man schätzt seine Wirkung auch im medizinischen Bereich. Die Rinde der Neglecta-Bäume wird von den afrikanischen Stämmen als Stärkungsmittel verwendet, vorzugsweise für die Behandlung von Wunden.

 

Die Raritäten aus Sokotra

Seit 2020 importieren wir aus Sokotra vier verschiedene Weihrauchsorten.
Den Boswellia elongata, den Boswellia ameero, den Boswellia socotrana und den Boswellia dioscorides.

Rein theoretisch soll es auf Sokotra 6-7 verschiedene Weihrauchbäume geben, das Problem ist nur, dass es keine botanischen Aufzeichnungen gibt. Händler, die vielleicht mal auf Sokotra waren, gibt es keine. Und seit ein paar Jahren ist es auf Grund des Jemen-Krieges auch unmöglich auf die Insel zu kommen, um eine Botanik aufzustellen. Zwar gibt es Bücher über die Pflanzenvielfalt auf Sokotra, und die ist überwältigend. Dort wachsen beinahe außerirdisch aussehende Bäume und Pflanzen, in einer Artenvielfalt, die es nirgendwo gibt.

Doch in der Literatur findet man kaum Informationen über die Weihrauchbäume und wenn, konnten wir feststellen: Stimmt leider nicht.

Die vier Weihrauchsorten, die wir aus Sokotra importieren, sind relativ gesichert, was die Botanik betrifft. Auch haben wir Bildmaterial aus Sokotra von unserem Händler und werden, wenn ich die Zeit finde, anhand der Samen, Setzlinge und Bild-Material der Bäume eine Systematik erstellen. Aber ohne vor Ort zu sein, ist das ausgesprochen schwierig.

Aber es muss sein und es ist die Sache wert, denn alle Weihrauchsorten aus Sokotra sind einfach nur bezaubernd. Sie sind sehr teuer, da es keine organisierte Ernte gibt, wir zahlen teilweise 350USD pro KG. Aber ehrlich gesagt: Egal!!

Boswellia elongata

Da die Ernte nicht sehr geregelt ist und der Boswellia elongata Weihrauch bei zu großer Hitze geerntet wurde, ist er zusammengeschmolzen und nicht formschön.

Boswellia elongata

Duft:
Holzig, erdig, scharf mit typischer Weihrauchnote

 

Boswellia ameero

Boswellia ameero

 

Duft:
Das Aroma ist eine Mischung aus Boswellia rivae und Boswellia frereana. Ein absoluter Duft-Traum!

 

Boswellia dioscorides

Boswellia dioscorides

Duft:
Ein sehr balsamischer Weihrauch mit einer deutlichen Zitronennote und etwas Schärfe.

 

Boswellia socotrana

Boswellia socotrana

Duft:
Auch hier gibt es eine gewissen Ähnlichkeit zum Boswellia frereana. Vermutlich sind alle Weihrauchbäume auf Sokotra Abkömmlinge oder Hybride des Boswellia frereana. Dennoch riechen sie alle sehr unterschiedlich.
Der Boswellia socotrana Weihrauch hat eine leicht kampferartige Note. Ebenfalls sehr aromatisch.