Sarac / Suhul – nachhaltige Myrrhe
Ich wurde gestern gefragt, wie man sich das mit der nachhaltigen Ernte bei Myrrhe vorstellen soll und nutze die Frage, um endlich mal wieder einen Blog-Artikel zu schreiben. Und für alle, die das nun lesen: Es wird bald wieder sehr viel mehr Blogartikel geben. Versprochen.
Myrrhe ist ein strauchiger Baum, der zur Spezies Commiphora gehört und zur Familie der Balsambaumgewächse gehört. Grundsätzlich ist es so, dass meisten Balsambäume die Fähigkeit haben das Harz auch ohne menschliches Einwirkung abzugeben. Das kennen wir beim Weihrauch auch. Der Muqlo Weihrauch, Mirafur, Gunro, teilweise auch andere Boswellia neglecta Bäume werden ohne das Entfernen der Rinde geerntet.
Aber bevor wir weiterreden, vielleicht einmal ein Bild vom Myrrhe-Baum, damit ihr euch vorstellen könnt, wie der Baum aussieht:
Wenn man sich das Bild betrachtet, sieht man die vielen Verästelungen und langen Dornen, die typisch für Commiphora-Bäumen sind. Diese spitzen Verästelungen sind eine Schwachstelle und an diesen Stellen kann das Harz austreten, auch ohne, dass der Baum verletzt wird. Es ist vollkommen normal, dass ein Baum (jeder, der einen Garten hat oder öfter im Wald unterwegs ist, kennt das) an bestimmten Schwachstellen Harz verlieren kann, die Rinde ist meist nie vollkommen intakt.
Hinzu kommen auch weitere natürliche Einflüsse, wie Stürme und natürlich auch Tiere, die sich gerne einmal am Stamm reiben und für die die saftigen Blätter eine Delikatesse ist. Auch die Tiere und Umwelteinflüsse sorgen dafür, dass der Baum “natürliche” Verletzungen an der Rinde erfährt, die dann das Austreten des Harzes möglich machen. Wenn wir also von “nachhaltiger” Ernte sprechen, dass ist es eine Ernte des Baumes, ohne, dass der Baum durch den Menschen mit einem Messer verletzt wird, in dem die Rinde entfernt wird (unter der die Kapillaren zu finden sind).
Das Harz tritt aus dem Baum auf “natürliche” Weise heraus und der Mensch sammelt dann das Harz, ohne den Baum weiter zu verletzen. Nun entsteht sicherlich auch bei euch eine Frage, die ich auch vor ein paar Jahren hatte:
Wie in Gottes Namen soll man hunderte Kilo von einem Harz bekommen, wenn der Baum nicht angeschnitten wird?
Nun, wenn wir bei uns durch die Wälder gehen und nicht nur hunderte, auch nicht tausende, sondern zig-tausende und hunderttausende Buchen und Eichen sehen, fragen wir uns auch nicht, woher z.B. die ganzen Bucheckern herkommen. Bei den Balsambaumgewächsen und somit auch bei den Myrrhe-Bäumen sieht es nämlich genauso aus. Auf riesigen Flächen und tausenden Hektar sind so viele Myrrhebäume, die dort wachsen, man könnte sie nicht zählen. Ich schätze in Somalia gibt es vielleicht sogar eine Millionen Myrrhe-Bäume. Die Anzahl ist schier unglaublich.
Jeder Baum gibt pro Jahr 2-4 Kilo Harz ab, natürlich bei den “nicht-geernteten” Bäumen sehr viel weniger, doch die Masse an Bäumen macht es möglich, dass in ganz Somalia z.B. circa 10 Tonnen Suhul-Myrrhe erhältlich ist. Suhul (englische Schreibweise) ist der Name für nachhaltig geerntete Myrrhe.
Übrigens ist die Suhul-Myrrhe nicht nur aus nachhaltigen Aspekten der normalen geernteten Myrrhe vorzuziehen: Die Qualität der nachhaltigen Myrrhe ist definitiv besser, der Duft ist sehr viel intensiver und auch das Harz ist reiner.